Wie zukunftssicher sind Auslaufmodelle wie der Scirocco?

Bonn/Stuttgart – Saab, Rover, MG und Daihatsu. Alles Automarken, die vom deutschen Markt verschwunden sind. Bald kommt noch die Nissan-Marke Infiniti hinzu.

Die Liste der jährlich auslaufenden Modelle ist noch länger: Ford C-Max, BMW 3er Gran Turismo, Mercedes CLS Shooting Brake, Skoda Yeti, VW Scirocco und der VW Beetle sind nur einige davon. Für Besitzer stellen sich damit einige Fragen: Wie sicher läuft die Ersatzteilversorgung solcher Modelle? Und was müssen Kaufinteressenten beachten?

Ulrich Köster sieht kein Problem darin, sich ein Auto einer verschwundenen Marke wie Saab, Chevrolet, GM, Rover oder Daihatsu zuzulegen. «Wenn Kunden Spaß an einem bestimmten Modell haben, sollen sie es sich kaufen. Sie sollten dabei nur beachten, dass ältere Fahrzeuge nicht auf dem aktuellen technischen Stand wie Neufahrzeuge sind», sagt der Experte vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe.

Hersteller halten Ersatzteile oft lange vorrätig

Es gebe bundesweit genügend Servicestationen, die solche Marken betreuen. «Mit ein wenig Suche im Internet finden Autofahrer die passende Werkstatt oder einen speziellen Händler, über den Teile besorgt werden können», sagt Köster.

Das Problem mit auslaufenden Modellen ist kein seltenes Phänomen, sondern kommt bei jeder neuen Fahrzeuggeneration vor. Die meisten Hersteller verpflichten sich, Ersatzteile lange vorrätig zu halten.

Es gibt zwar keine gesetzliche Regelung, wie lange die Firmen dies tun müssen. Nach Angaben des
Verbands der Automobilindustrie (VDA) liegt der Lebenszyklus von Serie und Nachserienversorgung aber bei mehr als 15 Jahren. Danach kümmern sich bei einigen Herstellern die Klassik- oder Oldtimer-Abteilung um die Ersatzteilversorgung.

Händler können viele Verschleißteile auftreiben

Und: Auch wenn ein Modell nicht mehr produziert wird, werden benötigte Ersatzteile und Komponenten häufig weitergebaut. «Viele Fahrzeugkomponenten werden baugleich in anderen Modellen oder Marken eingesetzt. Das lässt sich zwar schwierig herausfinden, ist aber möglich», sagt Marcel Mühlich vom Auto Club Europa (ACE).

So finden sich viele technische Bauteile eines VW Beetle noch in anderen Modellen von Volkswagen, aber auch in Fahrzeugen von Seat, Skoda und Audi. Bei der Suche helfen Marken- oder Modellclubs, in denen sich Fans einzelner Hersteller oder Autos zusammenschließen, sowie Internetforen.

«Freie Teilehändler können fast jedes Verschleißteil beschaffen. Vertragshändler haben oft die Möglichkeit, über ihr Händlernetz an Teile von anderen Händlern zu kommen», sagt Mühlich. Bei Marken wie Daihatsu, die vom deutschen Markt zwar verschwunden sind, weltweit aber noch Autos verkaufen, gebe es immer noch Händler, die die Nachfrage nach Ersatzteilen bedienen.

Politik will den Markt öffnen

Die Lage könnte sich noch weiter bessern. Denn vor kurzem hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf beschlossen, wonach der Markt für sichtbare Kfz-Bauteile wie Kotflügel, Motorhauben, Außenspiegel oder Scheinwerfer für freie Hersteller geöffnet werden soll. Das Ziel: Ersatzteile sollen deutlich günstiger erhältlich sein.

Natürlich bleibt immer ein gewisses Restrisiko, dass man ein Teil nur mühsam oder gar nicht mehr erhält. Wer ein Auto einer verschwundenen Marke oder eines eingestellten Modells kauft, sollte bereit sein, Eigeninitiative zu zeigen, um Ersatzteile zu erhalten.

Auch die Experten des ADAC sehen bei eingestellten Modellen kaum Probleme für Autofahrer. Die Erfahrung der letzten Jahre zeige, dass der Ersatzteilemarkt bisher fast jede Lücke geschlossen hat.

Auch wenn es keine gesetzliche Verpflichtung zur dauerhaften Ersatzteilversorgung gebe, bestehe im Rahmen des Kaufvertrages eine Pflicht zur Vorhaltung beziehungsweise Beschaffung nötiger Teile. Dazu zählt laut ADAC, dass innerhalb der Lebensdauer eines Autos Ersatzteile verfügbar sein müssen.

Info-Kasten: Was gilt beim Kauf von ausgelaufenen Auto-Modellen?

Beim Kauf von nicht mehr produzierten Auto-Modellen oder nicht mehr vertretenen Marken gelten ähnliche Kriterien wie bei anderen Gebrauchtwagen. «Auch wenn sich das Auto in einem neuwertigen Zustand befindet, sollten Interessenten darauf achten, dass es vor dem Verkauf technisch geprüft wurde», sagt Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe. Dazu zählen sicherheitsrelevante Bauteile wie Motor, Getriebe, Lenkung, Bremsen, Kraftstoffanlage, Elektronik und Sicherheitssysteme.

Bei einem Fachhändler, etwa einem Meisterbetrieb der Kfz-Innung, zählt die Prüfung in der Regel zum Standard. Weiterer Vorteil beim Händlerkauf: Er haftet für die Dauer eines Jahres für Sachmängel, die bei Übergabe des Fahrzeugs vorgelegen haben, sich aber vielleicht erst im Laufe der Zeit zeigen.

Gibt es nach dem Kauf bei einem Innungsbetrieb Streit, können Verbraucher eine Schiedsstelle einschalten. Sachverhalte wie ein zweifelhafter Kilometerstand oder ein nachträglich entdeckter Unfallschaden lassen sich so vielleicht klären.


(dpa/tmn)

(dpa)

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