Wie Navigationssysteme den Spritverbrauch drücken

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München – Die Straße ist schnurgerade und das Tempo angemessen. Doch ganz unvermittelt leuchtet im Kombiinstrument des BMW 5er ein blaues Pedalsymbol und fordert den Fahrer auf, den Fuß vom Gas zu nehmen. Denn der Wagen weiß bereits, was der Mensch noch nicht sehen kann:

Hinter der nächsten Kuppe wartet eine enge Kurve, die mit diesem Tempo nicht zu schaffen ist. Zwar könnte man das Auto auch einfach kurz vor der Kurve durch Bremsen verzögern. «Doch wer auf seinen Verbrauch achtet, der nutzt den Schwung lieber zum Fahren als ihn beim Bremsen in Abwärme zu verwandeln», erläutert BMW-Sprecher Bernhard Santer das Prinzip, das BMW vor einigen Jahren im Vorausschau-Assistenten für den verbrauchsorientierten EcoPro-Modus ihres Fahrerlebnisschalters umgesetzt hat. Wer diese Taste drückt, kann seitdem nicht nur ein besonders sportliches Setup für das Fahrzeug wählen, sondern auch ein betont sparsames.

Im Grunde macht die Technik nichts anderes als das, was den meisten schon in der Fahrschule eingebläut wurde: Er hilft – nomen est omen – beim vorausschauenden Fahren. «Doch mit Hilfe des Navigationssystems hat sich der Horizont deutlich erweitert, und der elektronische Beifahrer kann auch um Kurven oder hinter Kuppen sehen», sagt Santer. Am besten funktionieren solche Systeme natürlich, wenn die Zielführung aktiv ist und die Elektronik weiß, wohin die Reise geht. Aber der Copilot schaut auch dann voraus, wenn der Fahrer quasi ziellos unterwegs ist. Sobald Streckenabschnitte mit Tempolimit, starke Kurven, Kreisverkehre oder Ortsdurchfahrten unausweichlich bevorstehen und es vorher keine Abzweigung mehr gibt, leuchtet deshalb automatisch das blaue Pedal im Cockpit auf, erläutert Santer. Auf den Prüfstandsverbrauch hat diese Technologie zwar keinen Einfluss, doch im Alltag kommen nach Messungen der BMW-Entwickler bis zu fünf Prozent Einsparungen zusammen. Das ist ein erklecklicher Beitrag zu den 20 bis 25 Prozent, die man mit dem EcoPro-Modus durch das sogenannte Segeln, wenn das Auto ohne Motorschub rollt, insgesamt sparen kann, erläutert Santer.

Was bei BMW vor einigen Jahren seinen Anfang genommen hat, das hat Porsche jetzt im neuen Panamera mit dem InnoDrive weiterentwickelt: Drei Kilometer weit schaut dort das Navi voraus und berechnet die optimale Betriebsstrategie für den Abstandsregeltempomaten, die Achtgang-Doppelkupplung und die Bremsen, erläutert Pressesprecher Ben Weinberger. Dabei berücksichtigt der elektronische Beifahrer nicht nur Kurven, Steigungen und Geschwindigkeitsbeschränkungen aus der Navigation. Er lässt auch das mit den Radar- und Videosensoren des Panamera erfasste Verkehrsgeschehen um sich herum in die Regelung mit einfließen, so Weinberger weiter. Zwar verspricht der Stuttgarter Hersteller damit deutliche Verbrauchsvorteile, weil das Auto öfter segelt, der Motorschub häufiger abgeschaltet und seltener gebremst wird. Doch wäre Porsche nicht Porsche, wenn sich das System nicht auch für die bessere Performance nutzen ließe: «Wird der Sport-Modus aktiviert, wechselt auch InnoDrive in ein dynamisches Kennfeld», beruhigt Weinberger passionierte Schnellfahrer und Bleifüße.

Bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor sind vorausschauende Systeme eine willkommene Möglichkeit um Treibstoff zu sparen, sagt Christian Früh, der als Projektleiter für Mercedes die C-Klasse entwickelt hat. Doch sobald ein Auto nennenswerte Strecken elektrisch zurücklegt, ist die elektronische Weitsicht noch viel wichtiger, sagt Früh mit Blick auf die Plug-in-Version der Limousine und ihre unterschiedlichen Fahrmodi. Denn nur wenn die Elektronik die vorausliegende Strecke kennt, kann sie die effizienteste Kombination aus E-Motor und Verbrenner wählen und darauf achten, dass zum Beispiel am Ende der Fahrt noch genügend Strom für den Stadtverkehr im Akku ist.

Zwar können Navigationssysteme mit verbrauchsoptimierten Routenvorschlägen oder vorausschauenden Fahrempfehlungen tatsächlich einen Beitrag zum Spritsparen leisten, räumen Experten wie Hans-Georg Marmit ein. «Doch das größte Einsparpotenzial bei der Routenwahl liegt noch immer beim Fahrer», ist der Mitarbeiter der Sachverständigen-Vereinigung KÜS überzeugt. Und gehoben werde das nicht erst am Lenkrad, sondern schon vor dem Einsteigen, sagt der Experte: Statt fünfmal am Tag einzelne Erledigungen zu machen, sollte man seine Fahrten planen und bündeln und so auf einzelne Etappen vielleicht ganz verzichten, rät der Experte: «Denn die sparsamste Fahrt ist die, die man gar nicht erst antritt.»


(dpa/tmn)

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