Göttingen – Wer sich auch im Winter auf dem Fahrrad durch Regen, Matsch, Eis und Schnee quälen will oder muss, weil er etwa zur Arbeit radelt, achtet idealerweise auf ein ganzjahrestaugliches Fahrrad. Dabei kommt es auf verschiedene Komponenten an:
«Der Rahmen sollte möglichst robust und stabil sein», sagt Thomas Geisler vom Pressedienst Fahrrad. Denn das Fahrrad sei im Winter aggressiven Einflüssen ausgesetzt. «Ein Fahrrad mit Aluminiumrahmen ist eine geschickte Wahl. Das Material ist auch für strenge Witterungsbedingungen gewappnet.» Titan sei auch interessant, weil es besonders langlebig ist, es ist aber auch teurer.
«Es gibt im Gegensatz zum Auto zwar keine explizite Pflicht zum Winterreifenwechsel», sagt Felix Lindhorst vom Bundesinnungsverband für das Deutsche Zweiradmechaniker-Handwerk. Doch ein Reifen müsse den Witterungsbedingungen angepasst sein. Hierzu gebe es Reifen mit einem gröberen Profil, die mehr Grip auf rutschigen Flächen bieten und Wasser besser verdrängen.
«Generell sollte bei Kälte im Reifen der Luftdruck gesenkt werden», rät Geisler. Der Reifen bietet dann eine größere Auflagefläche und somit mehr Bodenhaftung. Allerdings steigt bei niedrigem Luftdruck die Gefahr eines Durchschlags. Dabei handelt es sich um zwei dicht beieinanderliegende Löcher im Schlauch, die etwa beim Überfahren von Bordsteinkanten oder Schlaglöchern entstehen können, da der Reifen stärker zusammengequetscht wird. Deshalb sollten Radler die am Reifen vermerkte Minimaldruckangabe des Reifenherstellers einhalten.
Mountainbikes und Trekking-Räder ließen sich gut mit Spike-Reifen umrüsten, weiß Uwe Wöll vom Verbund Service und Fahrrad (VSF). «Rennräder und Singlespeed-Räder sind hingegen nicht geeignet.» Von der Idee, bei diesen Fahrradtypen einfach einen wintertauglichen Reifen aufzuziehen, hält er nicht viel. «Die dickeren und breiteren Reifen müssen erst einmal unter das Schutzblech und zur Felge passen», sagt er. Auch die Fußfreiheit, der Abstand zwischen Reifen und Pedalmitte, müsse beachtet werden und sollte nicht weniger als 100 Millimeter messen. «Dass sich der mit einem dickeren Reifen verringert, wird beim Reifenwechsel oft nicht bedacht.»
Um von anderen Verkehrsteilnehmern in der dunklen Jahreszeit besser gesehen zu werden, ist die Beleuchtung besonders wichtig. Erlaubt ist aber nicht alles. «Die Beleuchtung muss vom Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) zugelassen sein», sagt Lindhorst. Darüber hinaus regelt die Straßenverkehrsordnung detailliert, welche Elemente ein verkehrssicheres Rad benötigt: einen weißen Scheinwerfer nach vorne, eine rote Schlussleuchte, einen roten, nicht dreieckigen Rückstrahler, Reflektoren an den Pedalen und entweder reflektierende Reifen, zwei Speichenrückstrahler oder reflektierende Speichensticks.
Beim Antrieb können Radler zwischen der klassischen Fahrradkette oder dem Riemenantrieb wählen. Im Gegensatz zu Ketten aus Metall setzen Schmutz und Dreck dem Kunststoffriemen nicht zu. Und da der Riemen ohne Schmiermittel auskommt, blieben die Hosenbeine sauber, sagt Geisler. Kompletträder seien ab circa 1000 Euro erhältlich. Ob ein Nachrüsten möglich ist, hänge vom Fahrradrahmen ab.
Wöll rät Ganzjahresradlern unter Berücksichtigung der verbauten Nabe zur Getriebeschaltung. «Die Getriebenabe als geschlossenes System ist hier weniger witterungsanfällig. Eis und Schnee setzen sich weniger fest», so der Experte. Ein Nachrüsten ist allerdings nicht möglich. Denn laut Geisler müssten die Rahmen hierfür extra vorbereitet sein.
Die Brems- und Schaltzüge sollten unbedingt richtig, am besten in einer Fachwerkstatt gewartet und geschmiert werden, rät Wöll. Dringt dort Feuchtigkeit ein und die Drahtseile frieren bei Minusgraden ein, droht ein kompletter Funktionsausfall von Schaltung und Bremsen.
(dpa/tmn)