Strom-Spektakel in Berlin

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Berlin – Für die vermeintliche Zukunft des Motorsports hat Berlin diesmal keinen Platz in seinem Herzen. Das Surren der Formel E ertönt beim dritten Gastspiel der vollelektrischen Rennserie statt in Mitte an diesem Wochenende wieder auf dem Vorfeld des stillgelegten Flughafens Tempelhof.

Der Senat untersagte ein Rennen auf der Karl-Marx-Allee, weil viele Anwohner im Vorjahr von den Begleiterscheinungen des ePrix nahe des Fernsehturms genervt waren. Dabei ist es gerade eines der zentralen Ziele der Formel E, mitten in den Metropolen der Welt für die Elektromobilität zu werben.

In ihrer dritten Saison hat die Rennserie auf diesem Weg schon einiges erreicht. In Paris, Hongkong, Buenos Aires, Mexiko-Stadt und demnächst auch in New York macht das Spektakel aus der Steckdose Station und soll mit grünem Motorsport auch den Autobauern eine Plattform bieten. «Das Rennen um die Zukunft tragen wir elektrisch aus», sagte Audi-Vorstandschef Rupert Stadler, als er seinen Mitarbeitern den Ausstieg des Konzerns aus dem Langstreckensport und das zunehmende Engagement in der Formel E erklärte.

Audi fährt beim Team Abt schon mit beträchtlicher Werksunterstützung mit. BMW kooperiert derzeit mit dem US-Team Andretti und plant 2018, selbst als Hersteller einzusteigen. Auch Mercedes hat dann die Option auf einen Startplatz. Die Formel E gewinne als «Forschungs- und Entwicklungsplattform für die Industrie» an Bedeutung, sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Noch aber hat der stromgetriebene Rennzirkus nicht alle Skeptiker überzeugt. Motorsport-Puristen ist zum einen der zwingende Wechsel der Autos zur Mitte der Rennen suspekt, weil die Batterien die komplette Distanz noch nicht schaffen. Hinzu kommt der gewöhnungsbedürftige Sound. Wo es sonst im PS-Geschäft zur Freude vieler Fans ohrenbetäubend dröhnt und brummt, ist die Formel E trotz 225 Stundenkilometer Spitzentempo stolz auf ihren Flüsterton. «Eine stille Revolution», wirbt Geschäftsführer Alejandro Agag.

Sportlich verlief die bisherige Saison eher einseitig. Sebastién Buemi vom dominierenden Renault-Team gewann fünf der sechs Rennen und hat beste Chancen, seinen Titel aus der Vorsaison erfolgreich zu verteidigen. Der Schweizer ist nur einer aus der Reihe von Fahrern, die nach zumeist wenig erfolgreichen Versuchen in der Formel 1 nun in der Formel E ihr Glück probieren.

Der bekannteste unter ihnen ist Nick Heidfeld. Der Mönchengladbacher bestritt in elf Formel-1-Jahren 183 Grand Prix – gewann aber nie. Auch in der Elektro-Serie wartet der inzwischen 40-Jährige vom Mahindra-Team nach 27 Starts noch auf einen Sieg. «Keiner kommt aus der Formel 1 in die Formel E und dominiert. Denn das Fahrerfeld ist hier wirklich sehr konkurrenzfähig und eng», sagte Heidfeld vor dem Heimspiel in Berlin der «Sport Bild».

Auf dem alten Flughafen Tempelhof peilt der Routinier, neben Daniel Abt und Maro Engel einer von drei deutschen Piloten, zumindest wieder das Podium an. Die beiden Rennen am Samstag und Sonntag (jeweils 16.00 Uhr/DMAX live) könnten vorerst die letzte Gelegenheit sein, im Elektroflitzer in Berlin zu glänzen. Laut «Tagesspiegel» könnte die Formel E wegen des Ärgers um den Standort in der Hauptstadt in der nächsten Saison stattdessen Kurs auf München nehmen.


(dpa)

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