Köln – Wer das Handy am Steuer zum SMS-Schreiben oder Telefonieren in die Hand nimmt, lebt gefährlich. Er riskiert ohne Freisprechanlage nicht nur 60 Euro und einen Punkt in Flensburg. Laut ADAC führen diese vermeintlich harmlosen Tätigkeiten zu etwa jedem zehnten Unfall mit Personenschaden.
Obwohl Freisprechlösungen fürs Auto nicht teuer sein müssen, nutzen sie längst nicht alle. Die Technische Universität Braunschweig registrierte für eine Studie bei der Beobachtung von knapp 12 000 Autos, dass 4,5 Prozent der Fahrer nebenbei auf dem Handy tippten oder lasen und zwei Prozent ohne Freisprecheinrichtung telefonierten.
Die günstigste Variante ist der einfache Knopf im Ohr. Eine kabelgeführte Variante gehört oft zum Lieferumfang eines Mobiltelefons. Dabei wird das Gespräch über einen Schalter am Kabel angenommen und beendet. Noch komfortabler: Bluetooth-Modelle. «Die sind kabellos und so leicht, dass sie nicht störend wirken, sagt Holger Ippen vom Fachmagazin «Auto Zeitung». Da es keinen Kabelsalat geben kann und das zweite Ohr offen bleibt, sei das für die Verkehrssicherheit noch besser. Preislich seien die Bluetooth-Winzlinge bereits ab 19 Euro erhältlich. «Richtig gute gibt es schon für 70 Euro, beispielsweise von Jabra, Plantronics, Bose und anderen.»
Wer die Freisprechanlage im Auto lassen möchte, kann zwischen integrierten Festeinbauten und portablen Geräten wählen. Letztere können beispielsweise an der Sonnenblende oder am Spiegel befestigt werden. Auch Varianten fürs Lenkrad sind im Zubehörhandel erhältlich. Von ihnen rät Ippen jedoch ab: «Im Test konnten weder die Modelle für den Spiegel noch fürs Lenkrad überzeugen.» Die Lenkrad-Klemmen etwa seien mitunter abgefallen und schränkten zudem das Handling am Lenkrad ein.
Die Modelle für die Sonnenblende starten bei rund 40 Euro und sind auch schon mit Display und Sprachsteuerung erhältlich, so Ippen. Nachteil vieler Geräte jedoch ist die eingeschränkte Klangqualität. «Bei höheren Geschwindigkeiten oder wenn das Auto an sich schon sehr laut ist, kann die Verständigung schnell schwierig werden.» Ein weiterer Nachteil: die Stromversorgung. Zwar laufen die Modelle in der Regel im Akku-Modus meist über 200 Stunden lang. Müssen sie jedoch an den Zigarettenanzünder, hängt ein Kabel quer durchs Auto.
Wer etwas mehr Geld investiert, erhält ab rund 120 Euro Geräte, die auch auf die Bordlautsprecher zugreifen. «Voll integrierte Systeme sind in das Bordnetz eingebunden, dann wird auch die Musik ausgeblendet, wenn ein Anruf entgegengenommen wird», erläutert Ippen. Daneben gibt es etwa Modelle von Jabra oder Motorola, die über eine unbelegte Senderfrequenz über das Autoradio funktionieren.
Hochwertigere Geräte verfügen über ein extra Display, wodurch Funktionen wie Adressbuch, Kurznachrichten und anderes dargestellt werden. Ein weiterer Vorteil dieser Modelle, zum Beispiel von Parrot oder Funkwerk Dabendorf sei ein separates Bedienfeld etwa in Form eines kleines Drehreglers mit Tasten, das in der Mittelkonsole frei platziert werden könne. Dadurch muss das Handy nicht mehr in die Hand genommen werden, «was ja das eigentliche Ziel einer Freisprecheinrichtung sein sollte», schildert Ippen.
Ein Nachteil aller zusätzlich im Auto eingesetzten Geräte ist aus Sicht von Jürgen Brenner-Hartmann vom Tüv Süd die Bedienung. Denn die sei entscheidend für den Grad der Ablenkung. Er rät zu Systemen, die möglichst keine neuen Bedienfunktionen erfordern. «Der Vorteil bei integrierten Freisprecheinrichtungen ab Werk ist, dass man in der Bedienlogik des Fahrzeugs bleibt.» Alles indes was mit Lernen und neuen Funktionen zu tun hat, lenke vom Fahren ab, worunter die Konzentration leidet. Auch Ippen rät zu voll integrierten Systemen. «Die Sprachqualität und der Komfort sind deutlich höher.» Keine Alternative sind übrigens die eingebauten Freisprechfunktionen der Smartphones. Denn abgesehen vom oft mäßigen Klang ist hier nach wie vor das direkte Bedienen des Telefons nötig, was nicht erlaubt ist.
In komplexen Situationen, etwa in ungewohnter Umgebung mit viel Verkehr, sollte das Telefon auch mit Freisprechfunktion immer ausbleiben, rät Brenner-Hartmann. «Eine Ablenkung ist das Telefonieren immer.»
(dpa/tmn)