Göttingen – Erst der Stau im Feierabendverkehr, dann die nervige Parkplatzsuche. Wenn aus «Ich besorge noch schnell etwas fürs Abendessen!» eine wahre Odyssee wird, ist das Fahrrad vor allem für Großstädter eine Alternative zum Auto geworden.
Der Drahtesel kann auf vielfältigste Art zum Lastesel werden. «Auf dem Gepäckträger bringt man schon mal einen kleineren Einkauf unter, indem man Fahrradtaschen in die oberen Streben einhängt», sagt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad (pd-f). Das zulässige Maximalgewicht der Hersteller variiert je nach Modell und ist meistens auf den Gepäckträger aufgedruckt. «Es liegt in der Regel zwischen 20 und 45 Kilogramm», erklärt Claudia Pirsch vom Verbund Service und Fahrrad (VSF).
Für alle, die keine klassischen Reisetaschen befestigen wollen, hat sie noch einen Tipp: «Es gibt mittlerweile viele schicke Lösungen für den Gepäckträger, die man auch abnehmen und mit in das Geschäft nehmen kann.» Wem die bis zu 45 Kilogramm auf dem Gepäckträger nicht genügen, kann sich auch einen Korb montieren, in den man schnell Dinge heraus- und hineingeben kann, oder Fahrradtaschen für vorne, sogenannte Lowrider. Diese halten meist ein Maximalgewicht von bis zu 15 Kilogramm. Pirsch empfiehlt aber, im Hinblick auf die Fahrdynamik Waren und Gepäck zunächst hinten anzubringen.
«Alles, was vorne sitzt, hat mehr Einfluss auf Lenk- und Gleichgewichtsverhalten.» Von Beuteln oder Taschen direkt am Lenker rät sie deshalb komplett ab: «Das ist zwar nicht verboten, aber nicht schlau. Beutel können so auch in die Speichen geraten.» Und je tiefer der Schwerpunkt des Gepäcks, umso besser für die Fahrdynamik. Die hinteren Taschen sitzen tiefer als etwa der Korb vorne und sind deshalb besser geeignet. Ganz auf eine Beladung vorne muss man deshalb aber nicht verzichten. Man sollte laut Koßmann auch hier das zulässige Gewichtslimit beachten. Wichtig sei noch, dass das Rad immer gut beherrschbar bleibt. «Das ist individuell verschieden.»
Wer einen ganzen Wocheneinkauf für eine mehrköpfige Familie oder einen Besuch im Baumarkt plant, ist womöglich mit einem Anhänger oder einem Lastenrad besser beraten. «Es gibt Anhänger für verschiedene Anlässe, zum Beispiel den Lastenanhänger beim Reisen und Großeinkauf oder Anhänger, in denen man Kinder oder auch Haustiere befördern kann», erklärt Koßmann.
Darüber hinaus muss man sich entscheiden, ob man ein einspuriges oder zweispuriges Modell möchte. «Einspurige Anhänger vertragen zwar weniger Gepäck, dafür ist man sportlicher mit ihnen unterwegs.» Wer seine Kinder im Anhänger transportiert, für den gilt laut Claudia Pirsch: nicht mehr als zwei Personen und nur bis acht Jahre. «Der Fahrer muss zudem bereits 16 Jahre alt sein.»
Befestigungsmöglichkeiten gibt es oben an der Sattelstange oder am Gepäckträger und unten an der Hinterachse. Dabei ist die Befestigung unten, also an der Hinterradachse, besser für die Fahrdynamik. Mittlerweile gibt es unten befestigte Systeme, die nach dem Abschrauben nach oben klappbar sind. Damit lässt sich der Anhänger nach dem Abmontieren wie ein oben befestigter praktischer mit der Hand ziehen.
Wer langfristig mit großen Lasten unterwegs sein wird, für den eignet sich ein Lastenrad, auch Cargobike genannt. «Dabei handelt es sich um ein Fahrrad, das speziell für den Transport von größeren Gewichten konstruiert ist und sich dadurch vom «normalen» Fahrrad in der Form unterscheidet», erklärt Arne Behrensen, Betreiber des Blogs cargobike.jetzt. Klassiker sind dreirädrige Modelle mit Last zwischen den beiden Vorderrädern sowie zweirädrige Modelle mit Ladefläche zwischen Lenker und einem kleinem weit vorne sitzendem Vorderrad.
Bei ebenfalls zweirädrigen Longtails ist die Fracht meist auf einem sehr langen Gepäckträger verstaut. Etliche Modelle sind sowohl mit als auch ohne E-Motor erhältlich. «Je nach Qualität, Modelltyp und Ausstattung liegt der Preis für ein privates Cargobike zwischen 1500 und 6000 Euro», so Behrensen. «Bei gewerblichen Schwertransporträdern mit Zuladung bis 300 Kilogramm geht es auch bis in den fünfstelligen Bereich.»
(dpa/tmn)