Berlin – Der Zahn der Zeit nagt auch an noch so liebevoll gepflegten Oldtimern. Die oft mit einem sogenannten H-Kennzeichen ausgestatteten Oldies müssen die Liebhaber warten, reparieren oder nachrüsten.
Doch nicht jede Ausrüstung passt. «Man muss immer darauf achten, dass die Reparaturen mit den Kriterien des H-Kennzeichens vereinbar sind», sagt Bastian Schonauer, Klassik-Referent bei der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ). «Die verwendeten Teile müssen in die Bauzeit des Fahrzeugs passen oder bis zu zehn Jahren danach. Dazu zählen auch nachgefertigte Teile, wenn Originalteile nicht mehr erhältlich sind.»
Verschleißteile wie Bremsklötze oder Bremsscheiben, Zündkerzen, Reifen und Flüssigkeiten werden laut Schonauer am meisten benötigt – vor allem für die sogenannten Brot-und-Butter-Autos, wie den VW Käfer oder den Mercedes W 123. Die nötigen Teile hängen aber auch vom jeweiligen Pflegezustand des Fahrzeugs ab, gerade bei den Brot-und-Butter-Autos.
Eine kostspielige Angelegenheit
Viele Arbeiten gehen dann natürlich ins Geld, selbst bei den vormals günstigen Modellen. Je nach Modell übersteigen die Kosten in bestimmten Fällen den Marktwert um ein Vielfaches, so Jens Ulbricht von BMW Classic. «Da entscheidet dann die persönliche Schmerzgrenze.»
Aber auch das Alter des Oldtimers spielt eine gewisse Rolle. Laut Ulbricht werden für ältere Fahrzeuge nicht die Verschleißteile am meisten geordert, sondern Teile zum Werterhalt. «Dabei gelangen Teile in den Fokus, mit denen vorher keiner gerechnet hat.» Zierleisten und Türverkleidungen beispielsweise, die den zeitgenössischen Zustand dokumentieren, damit das Fahrzeug nicht den H-Status verliert.
«Je älter die Fahrzeuge sind, desto gepflegter sind sie. Bei Vorkriegsfahrzeugen ist der Zustand zumeist am besten», sagt Schonauer und verweist auf die Zahlen des jährlichen Oldtimer-Mängelreports der GTÜ. Bedingt durch den Hype der vergangenen Jahre um alte Fahrzeuge müssen die Liebhaber noch tiefer in die Tasche greifen, um einen Schatz mit H-Status zu erwerben. So sei allein der Durchschnittspreis für einen Oldtimer in den vergangenen Jahren von 12.000 Euro auf 20.000 Euro gestiegen.
Fehlerhafte Reparaturen
Der Boom habe im Reparaturbereich aber auch für Nachteile gesorgt, sagt Sebastian Reimer. Der Rechtsanwalt handelt klassische luftgekühlte Porsche 911 und repariert sie auch. Seit Mitte der 1990er Jahre als Hobby aus Leidenschaft, seit 2012 als Gründer und Geschäftsführer des in Berlin ansässigen Unternehmens Karero.
Für Reimer sind nicht die Verschleißteile das Problem, sondern schlecht ausgeführte Reparaturen und Restaurationsarbeiten. «Die hohe Nachfrage nach klassischen Porsche und die rasante Preisentwicklung in den letzten Jahren hat zu schnellen oberflächlichen Überarbeitungen der Autos geführt», erklärt er.
Heute hingegen gebe es eine Entwicklung hin zu guten originalen, authentischen und unrestaurierten Fahrzeugen. «Man darf den Autos ruhig ansehen, dass sie alt sind.» Neuzustand oder besser als neu sei aktuell weniger gefragt. «Am begehrtesten sind ungeschweißte Fahrzeuge im Erstlack mit guter Dokumentation», sagt der Händler.
(dpa/tmn)