Berlin – Rationale Abwägungen, darum sollte es beim Autokauf eigentlich gehen. SUV oder Sportwagen? Diesel, Benziner, Hybrid oder gar ein reines Elektroauto? Dazu kommen die Farb- und Preisfragen. Oft spielen aber auch emotionale und soziale Faktoren hinein.
Was sagt das Auto über einen selbst aus – und wie steht man damit vor seinen Nachbarn da? Nicht nur deshalb wird die Wahl des neues Autos für viele bisweilen zur Qual. Was hilft: Sich auf das Wesentliche konzentrieren, Marketing und Psychologie ausblenden und sich an nüchternen Fakten orientieren. Mit diesen Fragen kommt man zurück auf den Pfad der Rationalität.
Welcher Fahrzeugtyp soll es sein?
Limousine, Kombi, Steilheck – was war die Autowelt früher einfach. Heute gibt es vom Crossover bis zur Coupé-Limousine über ein Dutzend Karosserie-Varianten in jeder Preis- und Größenklasse.
Doch die Kriterien für die Auswahl haben sich nicht geändert: Wer Statusdenken und Außenwirkung ausblendet, der entscheidet vor allem nach dem eigenen Platzbedarf und dem Aktionsradius, sagt Hans-Georg Marmit von der Sachverständigen-Organisation KÜS in Losheim am See.
«Welche Strecke muss ich täglich zurücklegen? Bin ich eher in der Stadt oder auf der Autobahn unterwegs? Und wie viele Personen habe ich im Auto?» Mit Antworten auf diese Fragen könnten Autokäufer die Auswahl «dramatisch einschränken», erklärt der Experte.
Dazu kommt: neu oder gebraucht? Zwar büßt man bei der Wahl eines Gebrauchten womöglich Garantieleistungen ein, spart dafür aber Geld, das man in mehr Größe oder Ausstattung investieren kann.
Welcher Antrieb passt zu mir?
Unter der Haube ist die Auswahl deutlich größer geworden, und zu Benziner und Diesel haben sich der Hybrid- sowie der Plugin-Hybrid, der E-Motor sowie als vergleichsweise konventionelle Alternative die Umrüstungen mit Erd- oder Flüssiggas gesellt, zählt Marmit auf.
Als wichtige Aspekte für die Auswahl nennt er den persönlichen Aktionsradius und die Frage, wie oft man Tanken oder Laden muss, um über den Tag oder die Woche zu kommen.
Wer mit alternativen Antrieben liebäugelt, sollte auf der einen Seite den möglichen Mehrpreis sowie die Vergünstigungen etwa bei der Besteuerung berücksichtigen, aber auf der anderen Seite die Versorgungsinfrastruktur im Blick haben.
Wer berät zu Ausstattung, Antrieb und Preis?
Preislisten dick wie Illustrierte und Optionen ohne Ende: Nach der Wahl von Modell und Motor fängt die Arbeit erst an. Denn die Listen mit den Extras werden immer länger und oft lässt sich der Kaufpreis mit dem Zubehör um viele Tausend Euro steigern.
Was davon sinnvoll ist und was überflüssig, dazu kann der Verkäufer im Handel zwar durchaus Ratschläge gaben. Wer eine etwas neutralere Meinung bevorzugt, dem rät Ansgar Klein zu einem Blick in Fachmedien mit ihren Testberichten. Klein ist Vorstand des Bundesverbandes freier Kfz-Händler (BVfK) in Bonn.
Wer sich im besten Wortsinn selbst ein Bild machen will, der schaut auf den Internetseiten der Hersteller nach dem Konfigurator, der vor allem bei optischem Zubehör eine wichtige Entscheidungshilfe ist.
Wie finde ich die richtige Bezugsquelle?
Markenbetrieb, freier Händler, EU-Importeur, Online-Börse oder Kleinanzeige – die Wege zum Wagen sind vielfältig. Doch mahnen Experten wie Marmit stets zur Skepsis: Je größer die vermeintliche Ersparnis, desto größer ist auch das Risiko und desto schlechter oft der Service.
Der KÜS-Mann rät, am besten Fachbetriebe und -händler zu kontaktieren. «Billigangebote aus dem Internet sind eher fragwürdig zu betrachten, wenn es nicht die Angebote der Originalhersteller sind», lautet seine Einschätzung. Gleichwohl kann das Internet einen guten Überblick über das Preisgefüge geben und so Argumente für eventuelle Rabatte liefern.
Ulrich Köster vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) in Bonn hat noch einen weiteren Tipp parat, der ohne Google und Co funktioniert: «Hilfreich können auch Empfehlungen aus der Familie sowie aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis sein.»
(dpa/tmn)