Köln – Im improvisierten Wettrennen im TV-Studio war Nico Rosberg am Ende wieder ganz vorn.
Der Formel-1-Weltmeister setzte seine Abschiedstournee in der RTL-Sendung «stern TV» mit einer Jux-Fahrt gegen den Moderator fort und wies dann erneut die Kritik von Mercedes-Teamaufsichtsrat Niki Lauda an seinem völlig überraschenden Rücktritt zurück. Eine Empfehlung für seinen Nachfolger bei den Silberpfeilen will Rosberg nicht abgeben, Debütant Pascal Wehrlein hält er jedoch für einen Fahrer mit großer Perspektive. Mercedes nimmt derweil das Kandidatencasting mit Humor und veröffentlichte eine nicht ganz so ernste Stellenanzeige.
Die Vakanz beim Branchenprimus hat Rosberg ausgelöst. Nur fünf Tage nach seinem WM-Triumph gegen Teamkollege Lewis Hamilton in Abu Dhabi schockte der gebürtige Wiesbadener die Formel-1-Welt. Der dreimalige Champion Lauda zeigte sich danach verärgert, dass Rosberg das Team nicht früher über seine Abschiedspläne informiert hatte.
«Ich verstehe die Aussagen nicht», betonte Rosberg bei «stern TV». In persönlichen Gesprächen habe Lauda ganz anders reagiert. «Da hat er großes Verständnis gezeigt und gesagt: Ich weiß genau, was in dir vorgeht.» Rosberg hat sein Meisterstück vollbracht, die Fortsetzung seiner Karriere sei daher nicht nötig. «Seit 25 Jahren fahre ich Autorennen für die eine Sache – Weltmeister zu werden. Nicht viermal, nicht fünfmal, sondern einmal. Das ist jetzt geschafft. Jetzt will ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, andere Sachen angehen, auf die ich mich sehr freue», sagte Rosberg.
In die Nachfolgersuche will er sich nicht einmischen. Den als Kandidaten gehandelten Wehrlein hält Rosberg aber für eine «riesendeutsche Hoffnung für die Zukunft». Den Worndorfer müsse das Team auf der Rechnung haben.
Wehrlein entstammt dem Mercedes-Nachwuchsprogramm, hat aber gerade mal eine Saison bei Hinterbänklerteam Manor hinter sich. Hamilton hingegen steht vor seiner elften Formel-1-Saison und hat schon drei Titel gewonnen. Eine Fahrerpaarung auf Augenhöhe, wie bislang praktiziert, sieht ganz anders aus.
«Wir brauchen den Schnellsten, der die wenigsten Fehler macht und versteht, dass es sich um einen Mannschaftssport handelt», sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bei Sky über Rosbergs Nachfolger. McLaren-Mann Fernando Alonso hat Klasse, keine Frage. Allerdings ist der Spanier noch für 2017 gebunden und lieferte sich 2007 mit Hamilton ein giftiges WM-Duell. Will man dieses Wagnis eingehen?
Valtteri Bottas wäre eine umgänglichere Variante. Wolff hat den Finnen früher selbst beraten, schnell ist der 27-Jährige auch. Allerdings hat er Williams, das Mercedes-Motoren bezieht, für 2017 längst zugesagt. Zudem soll an seiner Seite der erst 18-jährige Lance Stroll reifen. Bottas sei in dieser Paarung daher «sehr wichtig», räumte Wolff ein. Williams würde stark auf Bottas bauen.
Mit weltmeisterlichem Humor reagiert Mercedes indes auf all die Spekulationen um Hamiltons künftigen Teamkollegen. Die Silberpfeile schalteten im Fachmagazin «Autosport» eine entsprechende Stellenanzeige. Unter anderem solle der Neue «extreme Geduld» im Umgang mit den Medien aufbringen.
(dpa)