Essen – Bisher kamen rein elektrisch angetriebene Roller meist aus asiatischer Produktion. Doch Kymco und Co. erhalten nun eine starke Konkurrenz aus Europa: «Das Überraschendste in diesem Jahr ist sicherlich die Vespa Elettrica», sagt Achim Marten vom Industrie-Verband Motorrad (ivm).
«Dass ein Markenname als Synonym für Roller elektrisch wird, ist bemerkenswert.» Der 4 kW/5,4 PS starke und 45 km/h schnelle Roller soll mit einer Ladung bis zu 100 Kilometer schaffen und lässt sich auch mit Pkw-Führerschein fahren. Im Gegensatz zu vielen Modellen aus Asien lässt sich die Batterie der 6390 Euro teuren Vespa aber nicht zum Laden entnehmen.
Vespa mit Verbrennungsmotor
Erfolgreicher wird wohl die große Schwester mit Verbrennungsmotor bleiben, die in einer neuen Generation auf den Markt kommt. Mit nun 17,5 kW/24 PS und dem stärksten von Vespa gebauten Motor soll die GTS 300 Super auch 2019 den Spitzenplatz bei den Rollerverkäufen in Deutschland einnehmen. Mit 5722 verkauften Einheiten sprang 2018 der zweite Rang aller verkauften motorisierten Zweiräder hinter der BMW R 1200 GS, einem Motorrad, heraus. Der Verbrauch wurde um 0,2 Liter auf 3,2 Liter gesenkt, der Preis kletterte um 300 Euro auf 6290 Euro.
Yamaha hat Hand angelegt
Auch Yamaha hat bei seinen leistungsstarken Rollern der X-Max-Familie etwas Hand angelegt. Als Iron Max werden die X-Max 300 und 400 mit spezieller Sitzbank samt Rückenstütze ausgestattet. Alu-Fußrasten und Leder-Applikationen für das Cockpit unterscheiden sich ebenfalls von den normalen Serienmodellen. Zu Preisen ab 6195 Euro steht die 300er-Variante im Laden, der Iron Max 400 kostet 1000 Euro mehr.
Honda setzt auf Komfortsteigerung
Auf Komfortsteigerung zielt auch Honda. Die Forza-Reihe 125 und 300 und die SH-Familie von 125i bis 300i erhalten neue Elemente. «Schwarze und silberne Frontpartien und Fußraum-Seitenteile werten die Premium-Anmutung des Scooters mit praxisgerechtem Durchstieg auf», sagt Honda-Sprecher Erik Mertens. 5875 Euro werden für die größere Variante mit 18 kW/25 PS fällig. Die mit 7 kW/10 PS schwächere 125er-Version kostet 500 Euro weniger.
Auch bei Honda stehen die Zeichen auf Elektro: «In Japan fährt der PCX als reiner Elektroroller oder mit Hybrid als Pilotprojekt über die Straßen», so Mertens, der aber noch keine Angaben über einen möglichen Starttermin in Europa macht. Angesichts steigender Zahlen elektrischer Roller wäre ein Europastart aber keine Überraschung.
C-Evolution von BMW
Bei BMW bleibt der E-Roller C-Evolution im Programm. «Der Fokus in der weiteren elektrischen Modellplanung liegt im ersten Schritt vor allem im Bereich der urbanen Mobilität. Hier werden kommende Produkte im Schwerpunkt elektrisch sein», sagt Tim Diehl-Thiele von BMW Motorrad und meint nicht nur Scooter, sondern verweist auch auf den E-Tretroller X2City. Konventionelle Neuheiten sind der komfortorientierte C 400 GT mit Wind- und Wetterschutz ab 7800 Euro und sein sportliches Schwestermodell C 400 X zu Preisen ab 6800 Euro.
Einsteiger-Klasse
In der Einsteiger-Klasse bis 50 Kubikzentimeter (ccm) ist die Vielfalt groß. Aprilia, Peugeot, Kymco und Zündapp haben gleich mehrere Varianten im Angebot. Dabei bietet Peugeot zwei Neuheiten am oberen und unteren Rand des Preisniveaus an. Zum einen kommt die Kisbee-Familie in drei Varianten zu Preisen zwischen 1699 und 1799 Euro auf den Markt. Der Django 50 4T ist dagegen auf Design und Lifestyle geschneidert – die Preise beginnen bei 2599 Euro. Angetrieben werden die Modelle von einem Einzylinder-Viertakter mit 2,7 kW/3,6 PS und einem Verbrauch über 2,1 Liter auf 100 Kilometern.
Kymco bietet fünf neue Modelle an, drei entstammen dabei der Agility-Familie und kosten 1649 bis 2199 Euro. Dazu gesellen sich die Like II 50i und die Super8 50i. Einen sehr günstigen Einstieg in das 50er-Segment bietet der Luxxon Eco 50 mit 1199 Euro.
Viele Modelle sind auch als gedrosselte 25-km/h-Mofas zu haben, um Jugendlichen einen frühen Einstieg zu ermöglichen. Gerade in diesem Segment sind die elektrischen Roller am häufigsten vertreten.
Schwalbe erhält Verstärkung
Bereits vor der Vespa Elettrica hat ein anderer Kultroller seine Elektropremiere gefeiert: 2017 elektrisierte Govecs die Schwalbe. Die Wiederauflage des legendären DDR-Rollers erhält nun Verstärkung: «Für Juni oder Juli sind zwei neue Elektroroller geplant«, sagt Daniele Cesca von Govecs und bezieht sich auf die Modelle Elmoto HR-4 sowie Flexy. Außerdem habe man Nutzungsrechte von BMW erworben, um für voraussichtlich 2021 einen eigenen E-Scooter ohne Helmpflicht ähnlich dem überdachten BMW-Roller C1 vom Anfang der 2000er zu entwickeln.
(dpa/tmn)