Lima – Die Tortur auf den Thron der Rallye Dakar führt nur über den unersättlichen Stéphane Peterhansel. Vor allem ein Landsmann des französischen Rekordsiegers sieht die 40. Auflage als seine letzte Chance auf den erstmaligen Triumph beim qualvollen Offroadabenteuer durch Südamerika an.
«Für mich heißt es: jetzt oder nie», räumte Sébastien Loeb vor dem Auftakt der aufregendsten Rallye der Welt am Samstag in Lima ein. «Es ist meine letzte Chance auf den Sieg.» Unter Druck fühlt sich Loeb vor dem Start der Odyssee mit 14 Etappen über eine Distanz von fast 9000 Kilometern wegen des Ausstiegs von Peugeot. Im letzten Jahr für die Franzosen soll ihm der Coup gelingen. Auf dem Marathon-Kurs durch Peru, Bolivien und Argentinien ist bis zum Finale am 20. Januar wenig vorhersehbar. «Die Rallye ist lang, und auf einen Schlag kann man alles verlieren», sagte Loeb.
Der 43-Jährige spricht aus eigener Erfahrung. Loeb führte sowohl bei seiner Dakar-Premiere 2016 als auch 2017 die Wertung an. 2016 schloss er nach einem Crash die Rallye als Neunter ab, im vergangenen Jahr verpasste der Elsässer nach einem technischen Defekt als Zweiter nur knapp den Gesamtsieg bei dem Klassiker, der immer wieder auch Menschenleben gefordert hat.
Mit den Passagen in dünner Höhenluft, Gluthitze und Staub kennt sich Loeb mittlerweile aus. Vor allem die Ausflüge in die Dünen bereiten ihm jedoch Sorgen. «Für das Image der Rallye ist das positiv, mit dieser Art von Terrain habe ich aber nicht viel Erfahrung», sagte der Pilot eines Peugeot 3008 DKR.
Seit 2009 schon findet die ursprünglich in Afrika ausgetragene Rallye in Südamerika statt – auch aus Sicherheitsgründen und wegen der Terrorgefahren in Afrika.
Ein Problem könnte der Nachrichtenagentur Andina zufolge das Wetter werden. Im Vorjahr wurde Peru in den ersten Monaten von heftigen Regenfällen und Überschwemmungen heimgesucht, 133 Menschen starben. Auch die Rallye Dakar litt 2017 in Südamerika unter dem schlechten Wetter, rund 30 Prozent der Wertungen mussten abgesagt werden.
Neben Loeb zählen auch seine Markenkollegen Carlos Sainz, Cyril Despres und natürlich Peterhansel zu den Favoriten. «Monsieur Dakar» feierte 2017 an der Seite von Co-Pilot Jean-Paul Cottret seinen 13. Gesamterfolg. Allmählich stellt sich bei dem 52-Jährigen Wehmut ein.
«Ich werde nicht nostalgisch, aber ich werde etwas sentimental, dass ich dem Ende näherkomme», räumte Peterhansel ein, der alleine sechsmal auf dem Motorrad triumphierte. Sein Ehrgeiz ist ungebrochen. «Ich habe immer noch Tonnen an Motivation», versicherte Peterhansel, der 1991 erstmals die Dakar gewann.
Die nächste Siegfahrt von Favorit Peugeot will Toyota unbedingt verhindern. Nasser Al-Attiyah aus Katar und auch der Südafrikaner Giniel de Villiers mit seinem deutschen Beifahrer Dirk von Zitzewitz dürfen sich Hoffnungen auf einen Platz ganz vorne machen.
Die Dakar verspreche «die anspruchsvollste und forderndste» der vergangenen Jahre zu werden, meinte der Ostholsteiner von Zitzewitz, dessen Navigationskünste durch enge Schluchten und ausgetrocknete Flussbetten wieder gefragt sind. «Die Fahrer und auch wir Beifahrer werden an unsere Grenzen und darüber hinaus geführt.»
Auch das hessische X-raid-Team um den Spanier Nani Roma und Mikko Hirvonen aus Finnland mit Co-Pilot Andreas Schulz will vorne im Klassement abschließen. Einen Blick für die teils atemberaubende Natur – wie die Tour entlang des größten Salzsees der Welt im bolivianischen Uyuni – werden die Fahrer da nicht haben.
(dpa)