Wenn alle Welt über Energiesparen und alternative Antriebe spricht, steht es auch der Formel 1 schlecht zu Gesicht, wenn sie weiterhin mit ihren verbrauchsintensiven Boliden weiter gegen den „grünen Strom“ schwimmt. So stehen wohl bald auch in der Königsklasse des Motorsports Biosprit und Hybrid ganz hoch im Kurs.
Für die Saison 2009 wird voraussichtlich die optionale Verwendung des Kinetic Energy Recovery System (KERS) ins Reglement aufgenommen. Damit stünde es den Teams frei, Energie-Rückgewinnungssysteme als Hybrid-Komponente in ihren Fahrzeugen zu verwenden.
Jedoch geht es hier nicht allein darum, den Motorsport „umweltfreundlicher“ zu machen. FIA-Präsident Max Mosley hofft vor allem auf diese Weise den teilweise enorm kostenintensiven Wettbewerb unter den einzelnen Teams in sinnvolle Bahnen zu lenken.
Es würden Unsummen in der Fromel1 für die Unterhaltung der Ingenieure und übertriebene Optimierungen kleinster Komponenten ausgegeben, die keinerlei Nutzen für den Zuschauer bringen.
„Deswegen sollten alle Teile an den Autos standardisiert und bei minimalen Kosten hergestellt werden, die der Öffentlichkeit nicht bekannt, für sie nicht sichtbar oder verständlich sind. Der technische Wettbewerb sollte auf Teile beschränkt sein, die sichtbar, verständlich oder potentiell nützlich sind – zum Beispiel KERS.“ , so äußerte sich Mosley bereits vor einem Jahr.“
Ursprünglich war es geplant den Hybridantrieb spätestens ab 2009 und Biosprit ab 2011 einzusetzen, aber es hat wohl den Anschein, als würden diese optimistischen Pläne weitere Verzögerungen hinnehmen müssen.
Zumindest KERS wird nun kommen. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um ein System, um die beim Bremsen freiwerdende kinetische Energie zu speichern und für das Fahrzeug nutzbar zu machen. Neu ist dieses Prinzip beilebe nicht, jedoch sind die Aggregate für den Motorsport alá Formel 1 und DTM wesentlich leistungsfähiger als jene für normale Straßenfahrzeuge.
Laut jüngsten Angaben von Zulieferer Bosch Motorsport, sind diese Aggregate, ob nun mit Schwungrad oder Lithium-Ionen-Akku, in der Lage, bis zu 750 Kilojoule Energie zu speichern und damit wieder per Elektromotor dem Fahrzeug zuzuführen.
Auch wenn dies prinzipiell als Zugewinn zu betrachten ist, erntet KERS auch beträchtliche Kritik. Sowohl Altstar Niki Lauda als auch Newcomer Sebastian Vettel sehen das System kritisch. Während Lauda es für blanken Unsinn hält, ist Vettel generell von der Technik überzeugt, ist aber dennoch der Meinung, dass der Einsatz erst erfolgen sollte, wenn die Technik ausgereift und sicher ist.
Und in der Tat ist dies noch nicht der Fall. Bei Testfahrten von BMW-Sauber im Juli 2008 erhielt ein Mechaniker einen starken Stromschlag vom Fahrzeug selbst. Bei Fehlern im Steuergerät, kann KERS die Außenhaut des Fahrzeuges mit bis zu 20.000 Volt aufladen. Sollte sich zudem unter Umständen noch Treibstoff, beispielsweise nach einem Unfall oder beim Tanken, freigesetzt werden, kann dies verheerende Folgen haben. Hinzu kommt, dass jene Akkupakete, die notwendigerweise die Energie speichern, bereits nach 2 Wochen Rennbetrieb „ausgebrannt“ sind, und als Sondermüll entsorgt werden müssen.
Und nebenbei, merklich viel Sprit sparen die Systeme nicht ein. Grundsätzlich sind die Überlegungen der FIA-Leitung richtig und sinnvoll und über kurz oder lang wird sich auch die Formel 1 nicht dieser Entwicklung entziehen können.
Aber in der Tat sollten neune Techniken erst eingesetzt werden, wenn sie wirklich wirkungsvoll und vor allem ungefährlich arbeiten.