Hamiltons kleine Sticheleien, Rosbergs Ruhe vor dem Finale

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São Paulo – Jetzt kommt es also doch zum großen Finale um den WM-Titel der längsten Saison in der Formel-1-Geschichte. Nico Rosberg reist immer noch mit einem respektablen Vorsprung zum Rennen in zwei Wochen in Abu Dhabi.

Dass er dort 2014 das erste Titelduell gegen Hamilton auf deprimierende, weil hilflose Art wegen eines Problems am Mercedes verlor, dürfte höchstens weiterer Anreiz sein. In São Paulo tat er, was er tun musste, er rettete Rang zwei hinter Lewis Hamilton. Es gab aber noch andere Erkenntnisse eines wieder einmal denkwürdigen Großen Preises auf dem Autódromo José Carlos Pace.

ROSBERG TAT, WAS ER TUN MUSSTE

Zwölf Punkte Vorsprung hat er behalten auf den erstmaligen Brasilien-Sieger Hamilton. «Vor dem Hintergrund kann ich damit leben», kommentierte Rosberg den Rennausgang und die Tatsache, dass der Brite ihn in São Paulo schlug. Rosberg riskierte nicht alles, er sah irgendwann ein, dass das eigentliche Ziel (Sieg) diesmal kaum umsetzbar sein würde. Ein Ausfall bei den riskanten Bedingungen wäre für sein Titelkampagne verheerend, der komplette Vorsprung und Platz eins futsch gewesen. In Abu Dhabi reicht nun Rang drei.

HAMILTON TAT, WAS ER TUN KONNTE

Sieg in den USA, in Mexiko und nun in Brasilien. Hamilton ist wieder in Gewinner-Form. Und er kündigte an: «Ich jage, ich jage.» Er übt Druck auf Rosberg aus, so gut er kann. Verbal macht er das nur zu gern, indem er daran erinnert, dass Rosberg im Gegensatz zum ihm noch nicht von Defekten gestoppt wurde. Als es Hamilton bei der Pk nach seinem Sieg mit ruhiger Stimme wieder mal ansprach, lehnte sich Rosberg in seinem Stuhl mit verschränkten Armen und einem Seitenblick auf seinen Teamkollegen zurück. Das Duell in Abu Dhabi wird auch eines der Nerven.

VERSTAPPEN AVANCIERT ZUM FAHRER DER FAN-HERZEN

Seinem Teamchef Christian Horner reichten die Superlative beinahe nicht mehr aus. Der Auftritt des gerade mal 19 Jahre alten Max Verstappen im Regen von Brasilien sei einer der besten gewesen, den er je in der Formel 1 gesehen habe. Und auch die Fans waren berauscht. Wieder wurde er auf der Homepage der Formel 1 zum Fahrer des Tages gewählt. Zum achten Mal in dieser Saison.

So oft votierten die Fans nicht für einen Hamilton, Rosberg oder Sebastian Vettel. Für Verstappen aber, selbst wenn oder womöglich gerade weil er mit seiner Fahrweise nicht selten die Grenzen mehr als nur aufs Extreme auslotet. In Brasilien raste er nach einer doch nicht aufgegangenen Reifentaktik im Regen von Platz 14 auf Rang drei. Zuvor hatte er schon spektakulär seinen Red Bull vor dem Einschlag in die Leitplanken abgefangen. «Das war ein unglaubliches Rennen», meinte Verstappen. Es traf auch auf seine Leistung zu.

SCHÖNWETTER-FORMEL 1 WILL NIEMAND

Erst der Regen machte Verstappens Fahrt derart mitreißend. Wenn es aber regnet, stehen die Räder in der Formel 1 mittlerweile auch schnell still. In Brasilien ernteten die Entscheider dafür Unverständnis. Von den Rängen, aus den Teamgaragen und aus den Autos. «Die Strecke ist fein», betonte der spätere Sieger Hamilton, ehe das Rennen zum zweiten Mal gestoppt wurde. Die Fans zeigten mit dem Daumen nach unten und Mercedes-Teamchef Toto Wolff haderte: «Wir sind Unterhaltung, wir sind Sport. Und es sind die besten Fahrer.»


(dpa)

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