Spa-Francorchamps – Kilometerlang stauen sich die Autos vor der Autobahnausfahrt. An den Eingängen zur Strecke warten die Fans in Viererreihen, mit Geduld und Vorfreude. Die Schlange ist über 100 Meter lang. Auf den Campingplätzen herrscht Hochbetrieb. Die Parkplätze sind proppevoll.
Zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt ist der Große Preis von Belgien wieder ausverkauft. Spa ist ein Klassiker im Rennkalender und eine der schönsten Strecken der Formel 1. Und diesmal nach langer Zeit wieder ein Pilgerort für PS-Fans.
70 000 Sitzplätze sind vergeben, ob auf der Start- und Zielgeraden oder an der legendären Eau Rouge. Von der günstigsten Karte (Bronze Kind von Freitag bis Samstag für 29 Euro) bis zur teuersten (das Paddock-Club-Paket für 4 493,08 Euro) – alles war schon vor dem Erlöschen der roten Ampeln am Sonntag längst ausverkauft.
Wer dennoch Einlass begehrte, durfte sich an den Tageskassen Hoffnung auf weitere Tickets machen. Und schöner hätte die Kulisse an der mit 7,004 Kilometer längsten Strecke im Rennkalender in den Ardennen – bei strahlendem Sonnenschein und hochsommerlichen Temperaturen – nicht sein können.
Der riesige Andrang, von dem vor der vierwöchigen Sommerpause die Verantwortlichen des Hockenheimrings nur träumen konnten, hat einen Grund. Besser: Einen Namen. Max Verstappen. Wo einst die roten Kappen der Anhänger von Michael Schumacher zu sehen waren, stößt man nun auf Red-Bull-Anhänger. Es sind Fans des 18 Jahre alten Niederländers, der im belgischen Hasselt geboren wurde – gerade einmal 100 Kilometer von der Strecke des 13. WM-Rennens der Saison 2016 entfernt.
Es ist erst sein zweites Jahr in der Motorsport-Königsklasse. Der jüngste Grand-Prix-Starter, der jüngste Grand-Prix-Gewinner und der jüngste Pilot, der je aus der ersten Reihe starten durfte. Platz zwei in der Quali für sein Fast-Heimrennen – das stillt die Sehnsüchte gleich zweier Nationen. «Max Verstappen ist ein Gottesgeschenk für den belgischen Grand Prix», schrieb die Zeitung «Het laatste Nieuws». Seine niederländischen Fans dürften das nicht anders sehen.
25 Jahre nach dem ersten Formel-1-Rennen von Schumacher auf dem legendären Kurs in den Ardennen steht eine neue Formel-1-Generation im Fokus. Selbst beim Deutschland-Rennen Ende Juli hatten die Verantwortlichen bis zuletzt auf holländische Fans gehofft, um die Tribünen am Hockenheimring voll zu bekommen.
Sebastian Vettel hat trotz seiner vier WM-Titel und dem Wechsel zu Ferrari nie einen Hype ausgelöst, der vergleichbar mit dem um Rekordweltmeister Michael Schumacher ist. Nico Rosberg, der Mercedes-Pilot, der sich seit mehr als zwei Jahren ein packendes WM-Duell mit seinem Silberpfeil-Teamkollegen Lewis Hamilton liefert, eben so wenig.
In Deutschland, so vermuten manche, hat Schumachers einzigartige Erfolgssammlung für so etwas wie Gewohnheit gesorgt. In den Niederlanden ist Max Verstappen, dessen Vater Jos einst sogar selbst kurz gemeinsam mit Schumacher fuhr, der erste Grand-Prix-Gewinner. Und schon jetzt der Auslöser der «Max-Mania».
(dpa)