Bochum (dpa/tmn) – Eine Entdeckung in Opas Garage sieht auf den ersten Blick oft wertvoller aus als sie tatsächlich ist. Zwar sind Scheunenfunde und Autos aus erster Hand oft gut erhalten. Aber nicht jedes Modell entpuppt sich gleich als Wertanlage mit Steigerungspotenzial.
Beim Kauf eines Oldtimers sind einige Kriterien zu prüfen, die Erfahrung und Fachkenntnis erfordern. Der Markt wächst. Immer mehr Großserienmodelle nähern sich der 30-Jahres-Grenze. Diese verspricht mit dem H-Kennzeichen günstigere Steuer- und Versicherungssätze. «Allgemein bezeichnet man Fahrzeuge in einem Alter über 30 Jahren und/oder mit H-Kennzeichen als Oldtimer, bei Youngtimern orientiert man sich an einem Alter ab 20 Jahren», sagt Marius Brune von Classic Data, wo Daten zur Bewertung von historischen Fahrzeugen gesammelt werden. «Zunächst sollte sich jeder Interessent darüber im Klaren sein, was er mit einem älteren Gebrauchten, einem Young- oder Oldtimer vorhat», rät Brune. «Ob er das Fahrzeug als Liebhaber halten und nur ab und zu im Urlaub fahren möchte, ob er es alltäglich nutzen will oder es als Geldanlage sieht.»
«Wer auf eine Wertsteigerung spekuliert, sollte sich nicht auf die Brot- und Butter-Versionen, sondern auf Sondermodelle konzentrieren», empfiehlt Brune. «Beim Golf 2 beispielsweise ist es der GTI, der Potenzial hat, beim 3er BMW der 325e oder beim A-Corsa der GSi.» Wichtig sei, dass es sich um die jeweiligen Originale, und nicht um aufgerüstete Basismodelle handelt.
Das Standardmodell des Golf 2 oder des BMW 318 mit karger Basisausstattung und kleinster Motorisierung wird wohl häufiger noch günstig und gepflegt zu finden sein, vermutet der Experte. Ein solch typisches Rentnerauto – oft auch in ungeliebten Farben wie «Leberwurst-Metallic» – verspreche jedoch selbst bei geringer Laufleistung keine große Wertsteigerung. «Wichtig ist auch, dass diese Youngtimer nicht verbastelt sind, also keine nachträglich eingebauten Tuningsätze haben.»
Hat sich der Interessent einen Überblick über die Marktlage seines Wunsch-Oldtimers verschafft, lauert die nächste Hürde im Fahrzeug selbst, genauer gesagt bei der Technik. «Hat der Klassiker über Jahre gestanden, muss der Käufer mit Standschäden rechnen, auch später noch», sagt Matthias Gerst, Oldtimer-Sachverständiger des Tüv Süd. «Hauptsächlich an der Bremsanlage, den Reifen und allen Gummiteilen.»
Zu den einfacheren Arbeiten gehört der Austausch der Flüssigkeiten, sagt Gerst. «Nach der Batterie sollten Benzin, wenn es länger als zwei Jahre im Tank war, Brems- und Kühlflüssigkeit sowie das Öl gewechselt werden.» Um ein H-Kennzeichen zu bekommen, muss der angehende Oldtimer jedoch nicht nur die Hauptuntersuchung bestehen, sondern auch in einem guten Zustand sein. «Patina darf er haben, aber der Verschleiß sollte sich nicht in einer ungepflegten Optik widerspiegeln», sagt Gerst. Auch die individuelle Geschichte des Autos, auf die zum Beispiel Kriterien wie eine nicht mehr existierende Marke oder ein prominenter Vorbesitzer Einfluss haben, spielen für das Gutachten eine Rolle.
Frank Reichert, Leiter des Klassik-Bereichs beim ADAC, empfiehlt, sich Tipps von Experten zu holen. «Die Typreferenten der jeweiligen Clubs wissen um die Modell-Details», sagt er. «Manche erklären sich eventuell sogar bereit, das Fahrzeug direkt beim Besichtigungstermin in Augenschein zu nehmen.» Auch bei Oldtimer-Messen wie der Retro Classics in Stuttgart oder der Techno Classica in Essen findet man Spezialisten, Literatur und Kaufangebote.
Allerdings tummeln sich auf dem Markt der Old- und Youngtimer nicht nur seriöse Händler und Verkäufer. Reichert rät, sich stets mit einem Experten an der Seite in die Kaufverhandlungen zu begeben. «Wichtig ist natürlich zuerst, dass man sich vorher überlegt: Was entspricht meiner Leidenschaft? Sportwagen oder Familienlimousine? Was möchte ich dafür ausgeben? Und ganz wichtig: Welche Kosten kommen noch auf mich zu?»
Denn nicht nur Steuern und Versicherung schlagen sich in den laufenden Kosten nieder. Wer einen Youngtimer kauft und ihn lange erhalten möchte, sollte ihn in einer Garage unterbringen und nicht an den Straßenrand stellen, rät der Klassik-Experte. «Ansonsten werden Wartung und Pflege noch teurer als eigentlich nötig.» Die Kosten für die Instandhaltung – Ölwechsel, Ersatzteile, höherer Benzinverbrauch als bei neueren Fahrzeugen und erhöhter Pflegeaufwand der alternden Materialien – seien schwer vorab zu kalkulieren.