Mexiko-Stadt – Sie sind jung, manche reich, alle haben ein Ziel: Spätestens nach der Zeit von Lewis Hamilton und Sebastian Vettel wollen sie die Formel 1 aufmischen, am besten aber schon vorher.
Der britische Superstar und sein deutscher Herausforderer können sich beim Generationenwechsel der Motorsport-Königsklasse schon im kommenden Jahr auf aufmüpfige und erfolgsbesessene Jungspunde gefasst machen.
Lando Norris wird mit 19 Jahren sein Renndebüt geben und bei McLaren den 37 Jahre alten Fernando Alonso ersetzen, George Russell wird mit 21 für Williams an den Start gehen. Laut dem Fachmagazin «auto, motor und sport» soll zudem der 22 Jahre alte Alexander Albon für Toro Rosso starten. Alle drei Rookies kommen aus dem Motorsport-Mutterland Großbritannien, Albon neben einem thailändischen auch den britischen Pass. Die englische Fraktion um Hamilton wächst damit deutlich.
Deutschland muss dagegen noch auf das mögliche große Spektakel um den Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher warten. Der 19 Jahre alte Formel-3-Champion Mick Schumacher hat sich noch nicht festgelegt. Er will zunächst ein kompletter Rennfahrer werden, um sich der immensen Herausforderung zu stellen.
Der Sohn von Ralf Schumacher tastet sich über die Formel 4 ebenfalls an höhere Aufgaben heran. David Schumacher ist gerade erst 17 Jahre alt geworden.
Im zweiten Jahr nacheinander sind also nur Vettel und Nico Hülkenberg aus Deutschland vertreten. Beide werden in der nächsten Saison auch schon ihren 32. Geburtstag feiern. Vettel ist viermaliger Weltmeister, wartet aber nun seit 2013 auf seinen fünften Titel.
Hülkenberg, vor seinem Formel-1-Einstieg 2010 Gewinner mehrerer Serien, darunter auch der damaligen Nachwuchsklasse GP2, ist der Fahrer mit den meisten Rennen ohne einen Podestplatz in der Geschichte der Motorsport-Königsklasse.
In Daniel Ricciardo von Red Bull bekommt Hülkenberg im kommenden Jahr einen starken und öffentlichkeitswirksamen Teamkollegen, der allerdings auch 2019 schon 30 wird. Ferrari setzt dagegen auch auf eine Frischzellenkur und holt sich den 21 Jahre alten Charles Leclerc von Sauber. Er tauscht mit dem 39 Jahre alten Kimi Räikkönen das Cockpit und sitzt nach nur einem Jahr Lehrzeit im Ferrari.
Norris, Russell, gegebenenfalls Albon, sie fahren im Moment alle noch in der Formel 2. Dort führt Russel vor Albon und Norris, der aus einem schwerreichen Elternhaus stammt. Dazu kommt der monegassische Aufsteiger Leclerc, der persönliche Schicksalsschläge wie den frühen Tod seines Vaters im vergangenen Jahr erlebt hat. Und Antonio Giovinazzi (24), der erste italienische Stammfahrer seit Vitantonio Liuzzi 2011. Sie haben es geschafft.
Der Weg in die Formel 1 ist aber nicht leicht, vor allem ist er teuer. Dem britischen Sender BBC sagte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff einmal: «Wenn einer sehr talentiert, musst du wahrscheinlich rund eine Million Euro ausgeben für Kart, Junior, Senior und internationale Serien.» Möglich ist das entweder über Sponsoren, über die Nachwuchsförderung oder durch reiche Eltern.
Reichtum hat sich einer wie Hamilton erst selbst erfahren. Deswegen hat der britische Superstar, der im wenig schmucken Stevenge bei London aufwuchs, auch eine ganz eigene Meinung zum Thema Nachwuchs-Piloten in der Formel 1 mit Weltmeisterambitionen. «Wenn mich die Leute fragen, woher mein Nachfolger mal kommen wird, sage ich: ‚Nein, diese Kinder haben einen Wohlstands-Hintergrund. Sie mussten nicht so kämpfen wie ich’», erklärte Hamilton einmal.
Der Vater des 33 Jahre alten Mercedes-Piloten wanderte einst aus der Karibik nach England ein und hatte dort zeitweise mehrere Jobs, um den kostenintensiven Motorsport seines Sohnes zu finanzieren.
Auch ein Michael Schumacher oder ein Vettel kommen nicht aus Millionärsfamilien. Vettels Vater Norbert, ein Zimmermann, erzählte nach dem dritten Titel seines Sohnes der Zeitung «Die Welt», dass die finanziellen Anforderungen mit jedem Aufstieg höher geworden seien. «Das war schon schwer, und manchmal habe ich gezweifelt. Aber Sebastian hat zum Beispiel ein paar Mal ohne zu Murren im Kofferraum geschlafen, um Kosten zu sparen», sagte er damals. Vettel war jung, nicht reich, aber er hatte ein Ziel: Die Formel 1 aufzumischen.
(dpa)