Hohenstein-Ernstthal (dpa) – Die gute Nachricht zuerst: Auch in den kommenden fünf Jahren wird es einen Motorrad-Weltmeisterschaftslauf von Deutschland geben. Die schlechte Nachricht: Es ist völlig unklar, ob der im Motorrad-Mekka Sachsen und auf dessen gleichnamigem Ring ausgetragen wird.
19 Jahre gastierte der deutsche Grand Prix auf der Traditionsrennstrecke. Doch ausgerechnet die Jubiläumsauflage im 90. Jahr des Bestehens des Sachsenrings steht mehr denn je infrage.
Und das gleich aus mehreren Gründen. Der ADAC als Lizenzinhaber hat so seine Probleme mit dem Ausrichter des Grand Prix, der Sächsischen Rennstrecken-Management GmbH (SRM). Diese gründete sich, nachdem der ADAC Sachsen 2011 wegen zu hoher finanzieller Risiken als Veranstalter ausstieg, aus den umliegenden Gemeinden Oberlungwitz, Lichtenstein, Berndorf, Gersdorf und Hohenstein-Ernstthal.
Sie rettete den WM-Lauf auf dem Sachsenring, ist finanziell aber nie in den grünen Bereich gekommen. Zu wild ist das Geflecht um die als Verkehrssicherheitszentrum arbeitende, nicht permanente Rennstrecke.
Um den Grand Prix durchzuführen, müssen jedes Jahr mobile Tribünen besorgt, auf- und abgebaut werden. Die Naturtribünen, der Mega-Zeltplatz Ankerberg, aber auch als Parkflächen ausgewiesene Wiesen gehören Privatpersonen, die vom großen Kuchen etwas abhaben wollen. Und natürlich verlangt der WM-Vermarkter Dorna auch einen satten Millionenbetrag, damit der WM-Lauf in Deutschland stattfindet. Dass der Ausbau der Strecke unter den unbedingt notwendigen Sicherheitsaspekten ebenfalls Millionen verschlingt, ist logisch.
All das führt zu Zwistigkeiten zwischen den Vertragspartnern, die nun eskaliert sind. Der ADAC in Person seines Motorsportpräsidenten Hermann Tomczyk jedenfalls hat der SRM ein Ultimatum gestellt, bis Mitte August für in der Öffentlichkeit nicht näher erläuterte verlässliche Klarheiten zu sorgen. Andernfalls könnte der nächste Grand Prix auf dem Nürburgring über die Bühne gehen.
Ungemach droht dem Sachsenring nun aber auch noch von einer anderen Seite. Die MotoGP-Piloten machen Front gegen das Streckenlayout. Schon vor 15 Jahren hatte Superstar Valentino Rossi den Sachsenring als Mickey-Mouse-Kurs betitelt. Zu langsam, zu winklig sei die Rennstrecke. Und nun auch noch zu gefährlich.
Die Kurve elf ist bei kühlen Temperaturen und Feuchtigkeit kaum zu beherrschen, lautet das fast einstimmige Statement der Top-Piloten, nachdem am Freitag gleich mehrere von ihnen dort abgeflogen waren. «Es gibt wohl keinen MotoGP-Piloten, der gern hierher kommt», sagte Stefan Bradl und machte sich so zum Sprecher seiner Kollegen, bezog sich dabei aber ausdrücklich nur auf die Streckenführung.
Stimmung und Fans seien einmalig, hob er hervor. Ob das auf dem Nürburgring auch der Fall sein würde, ist zumindest fraglich. Denn bevor der Grand Prix nach Sachsen wechselte, verloren sich auf dem Nürburgring 20 000 Zuschauer. Der Sachsenring glänzt mit permanenten Zahlen weit über 200 000 Fans.
(dpa)