München – Die schmale Silhouette eines Motorrades und die häufig sportliche Fahrweise einiger Biker macht es Autofahrern sehr schwer, sich auf Zweiräder einzustellen und das Risiko einzuschätzen. Daher müssen Motorradfahrer auch bei Tag mit Licht fahren.
«Jeder Motorradfahrer kann selbst etwas für seine Sicherheit tun», sagt Achim Kuschefski, Leiter des Instituts für Zweiradsicherheit (ifz) in Essen. «Mit dem richtigen und auf die individuellen Bedürfnisse angepassten Beleuchtungssystem wird die Sicherheit auf Zweirädern wesentlich verbessert.»
Der ADAC hat Hauptscheinwerfer einem Test unterzogen. In der Regel bieten die vom Hersteller eingebauten Beleuchtungsanlagen ausreichend Schutz, so das Ergebnis des Systemvergleichs, bei dem der ADAC ältere Streuscheiben-, aktuelle Freiflächen- und Xenonscheinwerfer sowie moderne LED-Anlagen gegeneinander antreten ließ. Für Ralf Müller-Wiesenfarth vom ADAC bietet die Technik viele neue Möglichkeiten für Motorräder, die ab Werk mit Xenon- oder LED-Beleuchtung ausgestattet sind. «Auch das Thema Kurvenlicht wird beim Motorrad – ähnlich wie beim Auto – in Zukunft immer wichtiger werden», so der Experte. Halogen war über Jahre Standard und wird nach und nach von LED- oder Xenon-Licht abgelöst. Die Vorteile sind unübersehbar: LED- und Xenon-Beleuchtung ist weitaus heller und wird daher im Straßenverkehr schneller erkannt. Zudem bieten beide Systeme auch Vorteile für die Hersteller. Denn die moderne Technik kommt mit viel weniger Platz aus, ohne Abstriche bei der Sicherheit in Kauf nehmen zu müssen. LED-Scheinwerfer ab Werk sind inzwischen beispielsweise für Motorräder wie Honda CRF1000L Africa Twin, Ducati Multistrada 1200 und BMW R 1200 GS verfügbar.
Generell legt der ADAC-Experte den Schwerpunkt vor allem auf das «Gesehenwerden». Zusatzscheinwerfer in allen Facetten können dazu beitragen: «Zusatzscheinwerfer sind in jedem Fall zu empfehlen, sind meist auch eintragungsfrei und können von einem handwerklich begabten Biker selbst eingebaut werden.» Mit Kosten von weniger als 100 Euro sei dies eine preiswerte Möglichkeit, der eigenen Sicherheit auf die Sprünge zu helfen. «Vor allem bei umfangreichen Umrüstungen – Stichwort Verkleidung – muss jeder Biker der Frage nachgehen, ob auch alle Leuchten korrekt installiert und aus den geforderten Winkeln erkennbar sind», ergänzt Lars Krause vom Tüv Süd. «Das ist nichts für Bastler und sollte unbedingt einem Fachmann überlassen bleiben.» Denn «nur das, was vorgeschrieben oder zusätzlich erlaubt ist, darf montiert werden». Ansonsten drohen Bußgelder bis 50 Euro, und bei einer Kontrolle müsse man sogar damit rechnen, zu Fuß nach Hause zu gehen, weil die Allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) erloschen ist.
Das gilt auch, wenn zum Beispiel Zusatz-LED-Scheinwerfer nachgerüstet werden sollen. Auch hier locken vermeintliche Schnäppchen schon ab circa 30 Euro. Doch vor dem Einbau muss gecheckt werden, ob eine ABE für den jeweiligen Typ vorliegt. Nur dann erlaubt der Gesetzgeber eine Nachrüstung. Die ergebe durchaus Sinn, sagt Kuschefski: «Mehr Licht bedeutet immer auch mehr Sicherheit. Und LED-Leuchtmittel strahlen einfach heller». Außerdem benötigten sie weniger Strom. «Dadurch können Hersteller auch kleinere Lichtmaschinen einsetzen.»
Kuschefski sieht aber auch eine Zukunft für Xenon-Licht: «Da gibt es bereits hervorragende Systeme, die an Motorrädern auch ohne die bei Autos eigentlich vorgeschriebene Reinigungsanlage super funktionieren.» Die Ausleuchtung der Fahrbahn werde enorm verbessert. Wer fast nur tagsüber unterwegs ist, müsse aber nicht unbedingt die modernste Xenon-Lichtanlage installiert haben. Für die meisten Biker wären laut Kuschefski zusätzliche Begrenzungsleuchten an den Seiten schon eine enorme Verbesserung der Sicherheit. Für den Selbsteinbau gebe es die ab circa 30 Euro.
Leuchtende Eigenkreationen sind verboten. Nur was vorgeschrieben oder ausdrücklich erlaubt ist, darf das Bike zusätzlich erhellen. Das ist das oberste Gebot der StVZO für alle «lichttechnischen Einrichtungen» an Kraftfahrzeugen, zu denen neben sämtlichen Leuchten auch «Leuchtstoffe und rückstrahlende Mittel» gezählt werden. Gerade bei der Beleuchtung sollte man sich nicht auf «Marke Eigenbau» verlassen, rät Kuschefski und empfiehlt für Nachrüstungen den Fachhandel: «Dann kann sich jeder darauf verlassen, dass die Betriebserlaubnis vorliegt und es keine düsteren Überraschungen gibt.»
(dpa/tmn)