Le Mans – Der zweimalige Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso zeigte sich nach dem optimalen Qualifying bei seiner Le-Mans-Premiere als Teamplayer.
Als der Star die Pole Position für das 24-Stunden-Rennen am Wochenende perfekt gemacht hatte, stieg er trotz vieler wartender Fotografen ohne Jubel aus dem Cockpit und verschwand kurz. Erst mit seinen Toyota-Teamkollegen, dem Schweizer Sebastien Buemi und dem Japaner Kazuki Nakajima, posierte er dann.
«Kazuki hat einen tollen Job gemacht und ist eine fantastische Runde gefahren. Ihm allein gebührt das Foto», versicherte Alonso dann. Der 36 Jahre alte Spanier ist der erste Le-Mans-Neuling seit 23 Jahren auf der Pole Position bei dem berühmten Langstreckenklassiker im Südwesten Frankreichs, dessen 86. Auflage am Samstag (15.00 Uhr) beginnt.
Mit dem Top-Startplatz ist Alonso seinem Traum, die sogenannte Triple Crown des Motorsports zu gewinnen, etwas nähergekommen. Damit sind Siege beim Formel-1-Klassiker in Monte Carlo, dem 500-Meilen-Rennen Indianapolis und eben in Le Mans gemeint. Dieses Kunststück gelang bisher nur dem früheren Formel-1-Weltmeister Graham Hill. Alonso hat bereits zweimal in Monaco gewonnen, beim «Indy 500» lag der 36-Jährige im vergangenen Jahr auf Siegkurs, bevor ihn ein Motorschaden stoppte.
Le Mans ist für den Spanier indes eine ganz neue Herausforderung. «Das ist bei Dunkelheit nicht einfach, und im Regen war es wirklich knifflig», sagte der Formel-1-Star nach der Qualifikation. Es seien die wahrscheinlich «schwierigsten denkbaren Bedingungen. Aber es ist gut, dass ich diese Erfahrung jetzt machen konnte und nicht erst im Rennen.»
Von der Atmosphäre bei dem Klassiker zeigte sich Alonso ebenfalls beeindruckt: «Was hier abgeht, ist mit nichts zu vergleichen», sagte der Asturier. Auch in diesem Jahr sind mehr als 200.000 Zuschauer nach Le Mans gekommen.
Fakt ist: Alonso hat im Rennen gute Chancen, er sitzt im stärksten Auto. Auch der zweite Toyota-Wagen war sehr schnell unterwegs und erreichte Startplatz zwei in der Qualifikation. Nach den Rückzügen von Peugeot, Audi und Porsche in den vergangenen Jahren ist Toyota als einziger Hersteller mit eigenen Teams in Le Mans vertreten. Ansonsten sind noch acht Privatteams in der Königsklasse der Langstrecken-WM. Insgesamt sind 60 Autos dabei.
Ein Konkurrent von Alonso an diesem Wochenende ist Juan Pablo Montoya, der ebenfalls in der Formel 1 fuhr und für ein Privatteam von Rang 24 startet. Der 42-jährige Kolumbianer könnte in Le Mans sogar die Triple Crown erlangen, nachdem er bereits in Monaco und beim «Indy 500» gewonnen hat. «Ich bin näher dran als Fernando», sagte Montoya.
Ein weiterer alter Bekannter aus der Formel 1 ist der 38 Jahre alte Brite Jenson Button, der wie Alonso erstmals in Le Mans startet und mit dem Spanier für McLaren fuhr. «Jeder, der hierher kommt, will dieses Rennen auch gewinnen – das gilt auch für mich», kündigte der Formel-1-Champion von 2009 an. Er fährt ebenfalls für ein Privatteam und startet von Platz sieben.
Für Alonso und Toyota ist es allerdings kein gutes Omen, dass der japanische Hersteller von den zwei Spitzenstartplätzen ins Rennen geht. Schon 1999 und 2017 starteten Toyota-Fahrer von ganz vorne, verpassten aber dann jeweils den Sieg. Überhaupt noch nie konnte ein Toyota-Team das berühmteste 24-Stunden-Rennen gewinnen – mit seinem Triumph 1991 ist Mazda bislang der einzige japanische Autobauer, dem bei dem Klassiker ein Sieg gelang.
(dpa)