Barcelona – In den sanften Hügeln von Montmeló macht sich die Formel 1 bereit für einen Abschied. Es wird wohl der letzte Grand Prix von Spanien sein, den die Rennserie am 12. Mai auf dem Circuit de Catalunya vor den Toren von Barcelona aufführt.
Der Vertrag, der die Motorsport-Königsklasse seit 1991 jedes Jahr nach Katalonien führte, läuft aus und wird vermutlich nicht verlängert. «Das wäre ein großer Verlust für den Kalender. Das Rennen hat so viel Geschichte», klagte McLaren-Pilot Carlos Sainz, der um sein Heimspiel bangt. Ersatz für Barcelona steht schon bereit: Mit dem niederländischen Dünen-Kurs in Zandvoort sind sich die Formel-1-Macher einig.
Die Formel 1 ist ein ewiger Kreisverkehr. Trennung und Neubeginn gehören schon immer dazu, auch im Machtspiel mit dem Rennkalender. Mindestens zwei neue Gastgeber sollen im kommenden Jahr dazukommen, anderen wie Mexiko, Silverstone und auch Hockenheim droht das Aus. In Brasilien ist ein Streit entflammt, ob der Grand Prix schon 2020 von São Paulo nach Rio de Janeiro umzieht. «Wir sind in der glücklichen Position, dass wir mehr Nachfrage als Angebot haben», sagte Formel-1-Chef Chase Carey.
21 Rennen sollen es auch im kommenden Jahr wieder sein. Länger war die Welttournee des PS-Spektakels nie. Die vietnamesische Hauptstadt Hanoi gibt 2020 ihre Premiere als Schauplatz eines Rennens. «Dieser Stadtkurs wird eine der ungewöhnlichsten und schwierigsten Strecken der Welt sein», warb Vermarkter Carey für den Debütanten. Hanoi steht für den Versuch der Formel-1-Macher, neue Märkte zu erschließen und die Rennserie in die Metropolen der Welt zu bringen.
Motorsport-Tradition ist dabei eher kein gewichtiges Kriterium. Daher ist auch offen, ob langjährige Gastgeber wie Hockenheim weiter einen Platz in der neuen Formel 1 haben. Die Antrittsgebühr für den Grand Prix von Deutschland kann sich die badische Rennstrecke schon länger nur noch mit größten Anstrengungen leisten. In diesem Jahr hilft Serien-Weltmeister Mercedes als Titelsponsor aus. Weil der Ticketabsatz bislang aber noch unter der Zielmarke liegt, droht den Veranstaltern ein Loch in der Bilanz.
Wie in Barcelona steht auch das Rennen in Mexiko wegen der Streichung von Zuschüssen der öffentlichen Hand auf der Kippe. Silverstone hat seinen Vertrag vorzeitig gekündigt und will nur bei einem kostengünstigeren Deal weiter Ausrichter für die Formel 1 sein. Monza gab jüngst zwar eine grundsätzliche Vereinbarung für einen neuen Fünfjahresvertrag von 2020 bis 2024 bekannt. Einschränkung: die «technischen und kommerziellen Belange» müssten noch weiter verhandelt werden.
Durchaus erstaunlich ist daher, dass die Niederländer mit einem Grand Prix in Zandvoort ins Risiko gehen. Getrieben vom Hype um Jungstar Max Verstappen soll die Formel 1 erstmals seit 1985 wieder auf die knallenge Strecke am Nordsee-Strand zurückkehren. «Wir haben eine grundsätzliche Abmachung, eine weitere Strecke in den Kalender für 2020 hinzuzufügen», sagte Carey dazu in dieser Woche.
Der Amerikaner mit dem markanten Zwirbelbart hofft weiter auch, Miami als zweiten Standort in den USA für die Rennserie zu gewinnen. Die Pläne für einen WM-Lauf nahe der Innenstadt sind zwar am Widerstand von Anwohnern und Lokalpolitikern gescheitert, dafür gibt es nun Ideen für einen Kurs beim Hard Rock Stadium im Norden der Stadt. «Wir erwarten, dass die Zahl der Rennen nach 2020 leicht steigen wird», verkündete Carey.
Dies wiederum dürfte die Debatten um die Hatz der Formel 1 über die Kontinente verschärfen. «21 Grand Prix sind schon eine große Herausforderung. Darüber hinaus zu gehen, dann stehen wir auf der Kippe», warnte Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
(dpa)