Le Mans – Der Mythos lebt, der Glanz vergangener Jahre verblasst aber. Nach dem Ausstieg von Audi aus der Langstrecken-WM (WEC) mit dem legendären 24-Stunden-Rennen in Le Mans kämpfen bei der 85. Auflage des berühmten Marathons in Westfrankreich nur noch Porsche und Toyota um den Gesamtsieg.
Die extremen Bedingungen aber bleiben, am Samstag (15.00 Uhr) wird Formel-1-Boss Chase Carey das Rennen freigeben. «Das wird keineswegs nur ein Duell gegen Toyota. Der härteste Gegner ist und bleibt das Rennen selbst», sagt Porsche-Projektleiter Fritz Enzinger. Den Respekt vor den über 5000 Rennkilometern bei Tag und Nacht und Geschwindigkeiten von über 330 Stundenkilometern dürfe nie verloren gehen. «Es gibt keine Garantien, es kann immer alles passieren», sagt Enzinger.
Porsche musste schon vor dem Rennen einen Rückschlag in Kauf nehmen. Denn neben Audi muss auch der Stuttgarter Sportwagenbauer wegen des Abgas-Skandals im Volkswagen-Konzern sparen und setzt im Gegensatz zu Toyota (3) nur noch zwei der fast 1000 PS-starken 919 Hybrid ein. Das ist ein nicht zu unterschätzender Nachteil, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Einsatz eines dritten Sportwagens bei dem Langstreckenklassiker von enormer Wichtigkeit ist.
Toyota hat diese schmerzhafte Erfahrung im vergangenen Jahr erlebt, als das führende Auto zu Beginn der letzten Runde plötzlich stehen blieb und Porsche so den nicht mehr für möglich gehaltenen Sieg holte. Die Schwaben peilen den dritten Hattrick nach 1983 und 1998 an. Für den Rekordhalter wäre es der 19. Gesamtsieg in Le Mans.
Von solchen Zahlen kann Toyota nur träumen. Mit Unterbrechungen engagieren sich die Japaner seit 1985 bei dem weltbekannten Rennen, gewonnen haben sie es aber noch nie. Toyota setzt in diesem Jahr sowohl finanziell als auch technologisch alles daran, das zu ändern.
Im Qualifying deutete Toyota die eigene Stärke bereits an. Der frühere Formel-1-Fahrer Kamui Kobayashi erzielte auf dem 13,629 Kilometer langen Kurs an der Sarthe eine Rekordzeit von 3:14,791 Minuten. Sein Landsmann Kazuki Nakajima bescherte Toyota die komplette erste Startreihe. Dagegen musste sich Porsche, für die unter anderen die beiden deutschen Le-Mans-Sieger Timo Bernhard und Andre Lotterer starten, mit der zweiten Startreihe und den Plätzen drei und vier begnügen.
Zu den prominentesten Le-Mans-Teilnehmern gehören in diesem Jahr als Debütanten Formel-1-Rekordstarter Rubens Barrichello aus Brasilien und der französische Fußball-Weltmeister Fabien Barthez. Auf dessen Auftritt sind vor allem seine Landsleute unter den rund 200 000 erwarteten Zuschauern gespannt.
(dpa)