Warum Ecclestone im Amt bleibt – Kommt es zum Machtkampf?

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Berlin – Die Formel 1 tritt in ein neues Zeitalter ein. Vieles dürfte sich verändern, selbst wenn Bernie Ecclestone noch für weitere drei Jahre die Geschäfte führen soll.

Die Auswirkungen nach der Übernahme durch den amerikanischen Multi-Milliardär John Malone und dessen Unternehmen Liberty Media dürften kurz- und langfristig unterschiedlich sein. Allerdings muss der zig-milliardenschwere Deal, der im ersten Quartal des nächsten Jahres finalisiert werden soll, auch noch Hürden nehmen.

Bis wann bleibt Bernie Ecclestone im Amt?

Er soll drei weitere Jahre die Geschäfte führen. Das macht er seit fast 40 Jahren, nachdem er Ende der 70er Jahre die TV- und Werberechte gekauft hatte. Beim Verkauf an den bisherigen Eigentürmer CVC hatte das Investmentunternehmen Ecclestone im Amt gelassen. Genauso macht es nun Liberty Media. Ende 2019 wäre Ecclestone 89 Jahre alt. «Und wahrscheinlich könnte ich dann zurücktreten oder was anderes machen», sagte Ecclestone der Zeitung «The Telegraph».

Warum lässt der neue Besitzer Ecclestone im Amt?

Ecclestone hat sich praktisch unersetzlich gemacht. Er weiß das und setzt das ein. «Eines Tages, wenn ich nicht da sein werde, wird eines der größten Probleme sein, dass ich wirklich gute Beziehungen zu den Rennpromotern habe», sagte Ecclestone einmal dem «Independent»: «Manche von denen haben mir gesagt: ‚Wenn Du nicht da bist, sind wir es auch nicht‘. Das ist die Gefahr.»

Denn Ecclestone macht die Verträge. So wenig nachhaltig Ecclestones Formel-1-Modell auch ist, die Veranstalter konnten und können sich auf sein Wort verlassen. Dem Hockenheimring kam er auch schon entgegen. Ihn von einem Tag auf den anderen abzusetzen, würde Gefahren bergen. Langjährige Geschäftspartner könnten dies erstmal mit deutlicher Zurückhaltung quittieren.

Wird es einen Machtkampf zwischen Ecclestone und dem neuen Vorstandschef Chase Carey geben?

Carey sagt, er sei begeistert, an der Seite von Ecclestone zu arbeiten. Ecclestone formuliert es in etwa genauso, was die künftige Kooperation mit Carey betrifft. Der bisherige Besitzer CVC ließ Ecclestone schalten und walten, der neue Mann dürfte entscheidend mitsteuern wollen. Das heißt, Carey wird sicher mehr und mehr Einfluss nehmen und die Geschäftsideen und das Businessmodell von Liberty Media einbringen und umsetzen wollen – zur Not eben auch ohne den 85 Jahre alten Ecclestone.

Wie sah das alte Geschäftsmodell aus und wie wird das neue sein?

CVC und Ecclestones primäres Ziel war: Gewinn machen. Erreicht wurde es vor allem mit horrenden Gebühren für die Steckenbetreiber, die diese an das Formula One Management zahlen. Für Strecken, die nicht staatlich subventioniert werden, ist dies ein wachsendes Problem. Einzige Einnahmequelle für die örtlichen Betreiber sind die Zuschauer-Tickets. Alle weiteren Gelder aus Werbung und Vermarktung fließen an die Formel-1-Rechteinhaber. Dazu zählt auch das Geld aus den TV-Verträgen. Rund 100 Sender weltweit haben Verträge mit der Formel 1, in Deutschland sind es RTL und der Bezahlsender Sky. Die Hälfte der Gesamteinnahmen fließt an die Teams – gemäß der Platzierungen in der Konstrukteurs-WM.

Noch ist offen, wie Liberty Media die Formel 1 frisieren will. Der Geschäftsführer und Präsident, Greg Maffei, spricht von einer langfristigen Perspektive und von einem Ertrag für die Fans, Teams und die Anteilseigner von Liberty. Sicherlich wird das Unternehmen versuchen, das bislang schleppende Geschäft mit der Formel 1 in den USA voranzubringen. Zudem dürften die neuen Besitzer viel stärker auf steigende Erlöse mit den Bewegtbildern und aus den digitalen Medien setzen. Auch die Teams sollen als Mit-Investoren gewonnen werden.

Was bedeutet der Besitzerwechsel für die deutschen Fans?

Sollte Liberty Media wie erwartet die Strategie im TV-Bereich ändern und künftig das frei empfangbare Fernsehen aussperren, müssten sich viele Formel-1-Fans in Deutschland umgewöhnen. RTL hat allerdings noch bis Ende 2017 einen Vertrag und besitzt zudem darüber hinaus wohl noch eine Option für Live-Bilder von den Rennen. Mittelfristig allerdings könnte die Formel 1 auch in Deutschland komplett im Pay-TV verschwinden. Rennstrecken wie Hockenheim oder der Nürburgring können indes darauf hoffen, dass der neue Eigentümer die Gebühren für die Kurs-Betreiber senkt. In diesem Fall könnten auch Ticketpreise fallen und der Besuch eines Grand Prix für Fans wieder attraktiver werden.

Kann der Deal noch scheitern?

Theoretisch ja. Unter anderem müssen wohl auch die Europäische Union und der Internationale Automobilverband FIA, unter dessen Dach die Formel 1 antritt, zustimmen. Auch die Anteilseigner von Liberty Media müssen Grünes Licht geben. Das Unternehmen rechnet mit der endgültigen Übernahme im ersten Quartal 2017. Die Liberty Media Group wird dann auch in Formula One Group umbenannt.


(dpa)

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