Spa-Francorchamps – Im besten und nicht unwahrscheinlichsten Fall geht es um ein künftiges Silberpfeil-Cockpit. Und damit um einen Platz im Kampf um den WM-Titel in der Formel 1. Das weiß Pascal Wehrlein natürlich. Besonders angespannt wirkt er deswegen aber nicht.
«Klar finde ich es auch spannend, jetzt sind zwei Mercedes-Junioren in einem Team. Jetzt habe ich einen sehr, sehr guten Vergleich», sagt der 21-Jährige im Motorhome des Manor-Rennstalls. «Das Duell zwischen uns wird sehr interessant. Da kommt jetzt noch ein bisschen mehr Spannung rein.»
Wehrlein nimmt die Herausforderung an. Ab dem Großen Preis von Belgien an diesem Wochenende muss sich der DTM-Champion von 2015 im eigenen Team mit dem 19 Jahre alten Kurzzeit-DTM-Fahrer Esteban Ocon messen. Ein Franzose und wie Wehrlein aus der Talentschmiede von Mercedes.
Der schwäbische Autobauer liefert Manor die Triebwerke und nun auch beide Fahrer, nachdem der Indonesier Rio Haryanto zum Ersatzpiloten degradiert worden war. Er konnte die Sponsorengelder als Bezahlfahrer nicht mehr auftreiben.
Umso gespannter werden die Verantwortlichen des Weltmeister-Teams die Auftritte des deutsch-französischen Gespanns in den ausstehenden neun Grand Prix in diesem Jahr verfolgen. «Die kommenden Rennen werden für ihre Entwicklung sehr wichtig sein. Entsprechend werden wir ihre Fortschritte genau beobachten», sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Wer überzeugt, dem könnte eine Beförderung winken. Wann? Offen. Zumindest sind die beiden Cockpits beim Branchenführer an Dreifach-Weltmeister Lewis Hamilton und den zweimaligen Vizeweltmeister Nico Rosberg auch in den kommenden beiden Jahren vertraglich vergeben.
In Wehrlein und/oder Ocon könnten aber jederzeit Kandidaten bereitstehen. Denn der Franzose ist nicht gewillt, nur einer von vielen zu sein. Er lobte Wehrlein, der es in Österreich als Zehnter sogar in die Punkteränge geschafft hatte, und will von ihm lernen. Referenzpunkt ist aber ein anderer: Max Verstappen, 18 Jahre alt.
Auch einer aus der Garde der PS-Teenager, jüngster Grand-Prix-Sieger der Formel 1 und einer der am höchsten gehandelten Piloten im Feld. Vor zwei Jahren fuhren Ocon und Verstappen in der europäischen Formel 3 gegeneinander. Ocon holte den Titel, Verstappen wurde Dritter. Er wolle es nun noch besser machen in der Formel 1 als Verstappen, meinte Ocon. Wegen seiner jungen Jahre macht er sich keine Sorgen: «Das Alter ist nur eine Zahl.»
An Zahlen dürften er und der bislang zwölfmalige Formel-1-Starter Wehrlein aber auch in Belgien gemessen werden. Ocon entspannte vor seinem Debüt ein bisschen beim Surfen in der Sommerpause, Wehrlein trainierte für die zweite Saisonhälfte eine Woche in Andorra. Der gelernte Feinmechaniker mit Wohnsitz Worndorf hatte Haryanto fast immer im Griff. «Wenn ich vor Rio gelandet bin, hieß es ja, ich müsse ihn sowieso schlagen. Jetzt mit Esteban haben wir einen sehr guten Vergleich», sagt Wehrlein.
(dpa)