Automuseen in Deutschland: Altmetall auf Samt gebettet

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Berlin (dpa/tmn) – Fast alle großen Autobauer haben ihr eigenes Museum. Doch daneben gibt es in Deutschland eine relativ große Zahl an privaten Museen. Dort gibt es Rennsportgeschichte und ausgefallene Exponate zu bestaunen. In einigen Einrichtungen dürfen die Besucher sogar selbst hinter das Steuer.

Automuseum Melle: Das laut Initiator Heiner Rössler «eines der ältesten und größten Automuseen in Deutschland» wartet mit einer Besonderheit auf: «Wir sind weltweit das einzige Museum, in dem ausschließlich fahrbereite Fahrzeuge stehen», sagt er. «Technik muss bewegt werden, sonst geht sie kaputt.» Das gelingt mit einem Trick: Die regelmäßig präsenten 300 bis 400 Fahrzeuge stammen meist von Leihgebern, die sich verpflichten, ihre Oldies spätestens nach einem halben Jahr wieder in Bewegung zu setzen. So gibt es gibt eine Fluktuation unter den Exponaten des Museums im Landkreis Osnabrück, das in einer denkmalgeschützten Möbelfabrik untergebracht ist. Derzeit läuft die Sonderschau «NSU Glückliche Zeiten – Traurige Zeiten». Eintritt regulär: 8 Euro (www.automuseum-melle.de).

EfA Museum für deutsche Automobilgeschichte:Noch einen Schritt weiter geht man im oberbayerischen Amerang: Manche Exponate darf man sogar selber fahren. Zur Auswahl stehen etwa ein Porsche 356 (Baujahr 1961), ein BMW 503 Cabrio (1958) oder ein Mercedes 280 SE Cabrio von 1970. Die Ausfahrten in Begleitung eines Museumsmechanikers dauern drei bis vier Stunden. Über 120 Kilometer führt die Route durch den Chiemgau und die Alpenlandschaft. Je nach Auto kostet das 400 bis 800 Euro plus Mehrwertsteuer. Der Eintritt ins Museum kostet regulär 9,50 Euro, wo sich nach eigenen Angaben 220 deutsche Automodelle aller Marken auf über 6000 Quadratmeter Ausstellungsfläche zeigen (www.efaautomuseum.de).

Automuseum Prototyp: Rennsportgeschichte aus der Warte der Protagonisten im Cockpit ist das Leitmotiv des 2008 eröffneten Museums in der Hamburger Hafencity. So werden nicht nur PS-Raritäten präsentiert. Auch das Leben der Menschen, die sie fuhren, wird inszeniert. Für Action sorgt ein Porsche 356-Fahrsimulator, für das Entdecken der Aerodynamik ein Modell-Windkanal. Auch wechselnde Sonderausstellungen gibt es: Ab 11. November 2016 sind die «BMW Art Cars» zu sehen, die Künstler wie Roy Lichtenstein oder Andy Warhol gestalteten. Eintritt: 8,50 Euro (www.prototyp-hamburg.de).

PS-Speicher: «Wir speichern Pferdestärken statt Korn», sagt der Museumsführer im Aufzug auf dem Weg ins Obergeschoss, wo die automobile Zeitreise im ehemaligen Kornspeicher der Stadt Einbeck seit 2014 losgeht. Sie startet zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als der Erfinder Karl Drais seine ersten Laufräder konstruierte. Sie endet mit einem Ausblick in die Zukunft der Automobilität, etwa dem automatisierten Fahren. Anhand von 350 Exponaten verteilt auf sechs Etagen wird die Geschichte der motorisierten Mobilität aus mehr als zwei Jahrhunderten erzählt – szenisch eingebettet in den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kontext. Die Fahrzeuge, darunter viele Motorräder, stammen größtenteils aus der Privatsammlung des Einbecker Unternehmers Karl-Heinz Rehkopf, der sein Geld über 40 Jahre mit Teppichen verdiente. Ende Juli 2016 veranstaltet das Museum eine eigene Oldtimerrallye. Eintritt: 12,50 Euro (www.ps-speicher.de).

Museum Volante: In den 20er und 30er Jahren war die große Zeit der Carrossiers, die Fahrwerk und Technik der Hersteller einkleideten, um den betuchten Kunden das Gefühl höchster Individualität zu geben. Einer dieser Karosseriebauer war die französische Firma Vanvooren – das Steckenpferd der Betreiber dieses kleinen Museums in Kirchzarten unweit von Freiburg. Anhand der Einzelstücke gewährt das 2015 eröffnete Haus einen Einblick in eine besondere automobile Epoche. Das erste Vorkriegsmodell, das sich der Museumsbetreiber zulegte, war ein Vanvooren Hispano-Suiza von 1937, den einst der spätere französische Wiederaufbauminister Raoul Dautry fuhr. Acht der seltenen Vanvooren-Oldies sind zu sehen. Insgesamt umfasst die Sammlung 45 Klassiker. Eintritt: 8 Euro (www.museum-volante.de).

Mobile Welt des Ostens: Das Museum öffnete 2006 im südbrandenburgischen Calau. Dort erläutert ein in der DDR studierter Kraftfahrzeugtechniker die automobilen Errungenschaften des Ostens. Derzeit sind etwa 80 Pkw und 120 Zweiräder zu sehen. Darunter Fahrzeuge aus russischer Produktion wie ein SIS 110 Cabrio oder ein seltener Tschaika-Krankenwagen, aber auch ein 4,5 Tonnen schwerer gepanzerter Skoda VOS sowie tschechische Tatras. Kern der Schau: DDR-Mobile wie ein Framo Fensterbus oder ein EMW 327. Der stammt aus der Zeit, als in Eisenach Vorkriegs-BMW-Modelle mit Beginn der 50er Jahre zwar weitergebaut, aus namensrechtlichen Gründen aber nicht als BMW gelabelt werden durften. Auch Trabis und Wartburgs fehlen nicht. Eintritt: 4 Euro (www.mobileweltdesostens.de).

August Horch Museum Zwickau: «Automobile Geschichte erleben», lautet das Motto hier. Man pflegt die geschichtlichen Wurzeln der Marken Horch, DKW, Wanderer und Auto Union und damit die Geschichte des regionalen Fahrzeugbaus in Zwickau. Geboten werden 110 Jahre Automobilbaugeschichte in über zehn Gefühlswelten. So nennt eine Sprecherin den kuratorischen Ansatz des szenischen Ausstellungsaufbaus. Eine Tankstellen-Szene der späten 20er Jahre ist daher ebenso zu sehen wie eine nachgestellte frühere IAA-Messefläche oder das originale Arbeitszimmer von August Horch. Das bis dato älteste Modell ist ein grüner Horch 12/28 PS Typ K Phaeton von 1911. Eintritt: 7 Euro (www.horch-museum.de).










(dpa)