Hockenheim (dpa) – Trotz aller Bekenntnisse der deutschen Fahrer, trotz aller Freude auf das Heimspiel. Die Frage bleibt: Wo fährt die Formel 1 in Deutschland hin?
Tribünen sind beim Großen Preis von Deutschland teilweise mit riesigen Werbebannern eines Formel-1-Sponsors zugedeckt, die Plätze standen nie zum Verkauf. Bilder, die man sonst eher von Strecken wie in Shanghai kannte.
DER IST-ZUSTAND
Zu Bundesliga-Spielen kommen nicht selten deutlich mehr Fans. Rund 54 000 Tickets konnten die Verantwortlichen des Hockenheimrings verkaufen. Zu Hochzeiten der Formel 1 in Deutschland mit Rekordweltmeister Michael Schumacher wurden sechsstellige Werte erreicht.
Der aktuelle Ticketverkauf sei besser als vor zwei Jahren (52 000), stellte der Geschäftsführer der Hockenheimring GmbH fest. «Trotz allem brauchen wir noch einige Fans.» Eine seine Hoffnungen richtet sich sogar ans Nachbarland: «Dass noch die Niederländer aufwachen und kommen.»
DER FEHLENDE DEUTSCHE ZUSCHAUERMAGNET
Sebastian Vettel ist viermaliger Weltmeister. Er fährt mittlerweile wie einst Schumacher sogar für Ferrari. Nico Rosberg kämpft schon im dritten Jahr um die WM – im Wagen des deutschen Werksteams Mercedes.
Und doch üben offensichtlich beide nicht die Faszination auf die Fans wie einst ein Michael Schumacher aus. Daran vermag auch Rosbergs jüngste Imageoffensive mit einer Serie in der größten deutschen Boulevardzeitung oder seine rege Arbeit in den sozialen Netzwerken inklusive eigenem Fotograf nichts ändern. Und Vettel, der ist ohnehin, wie er ist. Der viermalige Weltmeister polarisiert längst nicht so, wie es der siebenmalige Champion Schumacher tat. Der Typ mit Ecken und Kanten ist Vettel eher weniger. Er twittert nicht, ist auch nicht bei Facebook.
Selbst als Vettel von 2010 bis 2013 im Red Bull die Weltmeisterschaften in Serie gewann wie einst Schumacher, löste der mittlerweile 29-Jährige keinen vergleichbaren Hype aus. «Wir hatten lange, lange Zeit einfach keinen Lokalhelden», sagt Vettel selbst.
DAS PROBLEM DER FINANZIERUNG
Den Rennstrecken bleibt allein das Geld durch die Zuschauer. Andere Einnahmequellen haben sie nicht. Das heißt: Je mehr Zuschauer kommen, umso höher die Einnahmen. Damit aber möglichst viele kommen, sollten die Preise nicht zu hoch sein.
Den Einnahmen stehen die Ausgaben gegenüber. Und da kommt die Antrittsgebühr zum Tragen, die Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone verlangt. Schon lange sind Summen von 40 Millionen Euro nicht mehr utopisch. Nur, dass Rennstrecken wie der Nürburgring oder der Hockenheimring sich dies im Gegensatz zu staatlich (mit)finanzierten Rennen wie in Abu Dhabi oder Aserbaidschan schlicht nicht leisten können.
Wie viel der Hockenheimring zahlt, ist nicht bestätigt. Spekuliert wird mit einer Summe von zwölf bis 15 Millionen Euro.
DAS PROBLEM NÜRBURGRING
Vor einem Jahr erlebte die Formel 1 ihren Tiefpunkt in Deutschland. 73 Mal gastierte sie bis dahin im Auto-Land – nirgendwo anders trat die Motorsport-Königsklasse so oft an. Nach der Insolvenz des Nürburgrings war in der Eifel aber kein Geld mehr da für die Formel 1. Der Hockenheimring sah sich damals nicht in der Lage, trotz des jährlichen Wechsels kurzfristig einzuspringen. «Wir brauchen nächstes Jahr ein gut gefülltes Haus, damit die Formel 1 eine Zukunft hat», sagte Seiler 2015. Ein gut gefülltes Haus sieht anders aus.
(dpa)