Zum Durchbruch fehlt dem Honda Jazz nur noch der Stecker

Berlin (dpa-infocom) – Auf dem Automarkt geben zwar immer noch SUVs den Ton an. Doch angesichts der strengen CO2-Vorgaben kommen auch Kleinwagen gerade wieder groß heraus. Deshalb bringt Honda jetzt die nächste Generation des Jazz in den Handel und geht dabei ganz neue Wege.

Denn im Ringen um einen niedrigen Flottenverbrauch gibt es den Konkurrenten von Toyota Yaris und Mazda 2 zu Preisen ab 22.000 Euro künftig nur noch mit Hybrid-Antrieb. Und auch dem SUV-Trend tragen die Japaner Rechnung, indem sie den Jazz für 2000 Euro Aufpreis auch als Crosstar anbieten. Der hat zwar keinen Allrad und auch nur ein paar Millimeter mehr Bodenfreiheit, sieht aber mit seinen Plastikplanken und der integrierten Dachreling zumindest ein bisschen nach Freiheit und Abenteuer aus.

Pfiffiges Innenleben in tristem Ambiente

Egal ob klassisch und trotz des etwas flacheren Dachs und der stärker geneigten Heckscheibe noch immer ziemlich konservativ, oder als Crosstar auf Lifestyle getrimmt – immer punktet der Jazz dabei mit seinem pfiffigen Innenraum. Denn vorn ist der Kleinwagen spürbar luftiger als die meisten Konkurrenten, und hinten gibt es einzigartige Sitze: Weil der Tank unter dem Fahrer und nicht wie üblich unter der Rückbank montiert ist, lassen sich die Sitzkissen wie im Kino nach oben klappen und ermöglichen so auch den Transport sperriger Güter, die im 304 Liter großen Kofferraum vielleicht keinen Platz finden.

Während man dieses Konzept bereits vom Vorgänger kennt, sind Ausstattung und Ambiente neu: Das Armaturenbrett ist zwar noch immer grau und deshalb etwas trist, wirkt aber hochwertiger. Zudem gibt es mehr Ablagen und digitale Instrumente. Das über einen zentralen Touchscreen zugängliche Infotainment ist online und lässt sich auch über einen selbstlernenden Sprachassistenten bedienen.

Auch das Sicherheitspaket ist für diese Klasse üppig. So bietet der Jazz nicht nur bis zu zehn Airbags, von denen einer die Knie des Fahrers schützt und sich ein anderer beim Seitenaufprall zwischen die Passagiere in der ersten Reihe spannt. Sondern mit Kameras und Sensoren hält er auch Tempo, Abstand und Spur von allein und erkennt Fußgänger nun selbst bei absoluter Dunkelheit. Und weil Honda die Karosseriestruktur verändert und den Rahmen der Frontscheibe dramatisch verschlankt hat, genießt man einen besseren Überblick.

Elektro-Auto mit Hilfskraftwerk

Das Paradestück der Japaner ist aber ihr neuer «e:HEV-Antrieb». So nennt Honda die ungewöhnliche Kombination eines 1,5 Liter großen Benziners mit gleich zwei E-Motoren und einem kleinen Pufferakku im Kofferraumboden, bei der es in der meisten Zeit keine Verbindung zwischen Verbrenner und Vorderachse gibt. Denn außer bei hohem Tempo auf der Autobahn treibt der 72 kW/98 PS starke Vierzylinder lediglich den Generator an und produziert so den Strom für den eigentlichen, elektrischen Fahrmotor mit 80 kW/109 PS und 253 Nm. Deshalb läuft er länger und öfter in seinem optimalen Drehzahlbereich und kommt so auf einen respektablen Normverbrauch von 3,6 Litern und einen CO2-Ausstoß von 82 g/km. Und weil überschüssige Energie im Akku gespeichert wird, kann der Jazz zumindest runde zwei Kilometer auch rein elektrisch fahren und so ohne lokale Emissionen durch die Stadt stromern.

Zwar funktioniert das Zusammenspiel reibungslos, der Verbrauch ist vorbildlich, die Fahrkultur ist angesichts des niedrigen Geräuschniveaus feiner als in dieser Klasse üblich, und abgesehen von den mageren 175 km/h Höchstgeschwindigkeit mangelt es dem Jazz bei einem Sprintwert von 9,4 Sekunden auch nicht an Elan. Doch zu einem wirklich vorbildlichen Antrieb haben die Ingenieure ein entscheidendes Detail vergessen: Der Akku ist zu klein und hat keinen Steckdosen-Anschluss. Denn erst als Plug-in-Hybrid könnte der Jazz nennenswerte Strecken elektrisch fahren und würde vor allem von der gerade erst erhöhten Förderung profitieren. Aber zumindest Letzteres dürfte den Druck auf die Entwickler erhöhen und entsprechende Planungen für die Modellpflege beschleunigen. Am Platz für einen größeren Akku würde es dank der so genannten Magic Seats im Fond jedenfalls nicht mangeln.

Fazit: Frische Töne im Konzert der Kleinwagen

Er sieht zumindest als Crosstar peppig aus, bietet mehr Innenraum-Variabilität als die meisten Konkurrenten und entlastet mit der Beschränkung auf den Hybrid-Antrieb gleichermaßen das Tankbudget und das Umweltgewissen. So schlägt der Jazz erfrischend neue Töne im Konzert der Kleinwagen an und ist auch für die Zukunft bestens gerüstet. Denn während andere Autobauer wie VW ihre Kleinen erst noch mit E-Maschinen ausrüsten müssen, braucht Honda nur noch einen größeren Akku einzubauen, um im Zeitalter der E-Mobilität ganz vorn zu fahren.

Datenblatt: Honda Jazz

Motor und Antrieb Vierzylinder-Benziner und zwei E-Motoren
Hubraum: 1498 ccm
Max. Leistung: 80 kW/109 PS
Max. Drehmoment: 253 Nm
Antrieb: Frontantrieb
Getriebe: Stufenlose Automatik
Maße und Gewichte
Länge: 4044 mm
Breite: 1966 mm
Höhe: 1526 mm
Radstand: 2517 mm
Leergewicht: 1300 kg
Zuladung: 410 kg
Kofferraumvolumen: 304-1205 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit: 175 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h: 9,4 s
Durchschnittsverbrauch: 3,6 Liter/100 km
Reichweite: 1100 km
CO2-Emission: 82 g/km
Kraftstoff: Super
Schadstoffklasse: EU6
Energieeffizienzklasse: A
Kosten:
Basispreis des Honda Jazz: 22.000 Euro
Grundpreis des Honda Jazz „Executive“: 24.650 Euro
Typklassen: k.A.
Kfz-Steuer: 30 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit: Zehn Airbags, City-Notbremsfunktion, Abstands-Tempomat
Komfort: Klimaanlage, Rückfahrkamera, Navigation, beheizbares Lenkrad
Spritspartechnik: Hybrid-Antrieb

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

(dpa)

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