Dschidda – Die PR-Maschine in Saudi-Arabien darf sich nun auch mit dem zweimaligen Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso schmücken. Der vielseitige Motorsportler aus Spanien erlebt seine Premiere bei der Rallye Dakar mitten in der Wüste der Arabischen Halbinsel.
Vom 5. Januar an kämpft Alonso bei dem strapaziösen Offroadabenteuer im islamisch-konservativen Land in erster Linie ums Ankommen. «Ich will nicht wegen eines dummen Fehlers am zweiten oder dritten Tag schon aufgeben müssen. Ich muss die Sache mit einer gewissen Gelassenheit angehen», kündigte der 38-Jährige vor den zwölf Etappen über insgesamt knapp 7900 Kilometer Distanz an. Von einem Sieg will der Formel-1-Weltmeister von 2005 und 2006, der an seiner Seite im Toyota Hilux den erfahrenen Beifahrer Marc Coma hat, öffentlich nicht reden. «Es wäre sehr gewagt, an einen Sieg zu denken», befand er.
Gewagt finden Kritiker die Austragung der Dakar in Saudi-Arabien. Angeblich rund 80 Millionen US-Dollar über fünf Jahre lässt sich das wegen Menschenrechtsverletzungen in der Kritik stehende Land die 41. Auflage der gefährlichen Hatz kosten.
Hochkarätige Sportveranstaltungen sind Teil eines Programms, das Kronprinz Mohammed bin Salman die «Vision 2030» nennt. Der Thronfolger will damit das Land umbauen und unabhängiger vom Öl machen, das irgendwann versiegen wird. Dafür hat bin Salman Saudi-Arabien eine gesellschaftliche Öffnung verordnet, die auch den Sport beinhaltet. So surrte die Formel E durch die Wüste, Boxer Anthony Joshua krönte sich zum Weltmeister im Schwergewicht und sogar zwei WWE-Wrestlerinnen zankten sich durch den Ring.
Als «Sportswashing» wird diese Form der Imagepolitur bezeichnet, wenn sich Länder mit fragwürdiger Menschenrechtsbilanz durch Superstars und Millionengagen in ein freundlicheres Licht rücken wollen. Die Rallye Dakar ist für Saudi-Arabien demnach der nächste Waschgang.
Die Orientierungsjagd durch die Wüste fügt ihrer wechselhaften Historie damit das nächste Kapitel hinzu. Denn ursprünglich war die Dakar in Afrika ausgetragen worden, am 26. Dezember 1978 fiel an der Place du Trocadéro der Startschuss der Paris-Dakar. 2008 musste das riskante Abenteuer wegen Terrordrohungen abgesagt werden, von 2009 an rasten die Piloten durch Südamerika – bis jetzt.
Der Dakar-Direktor freut sich riesig auf die Attraktion Alonso. «Ich traue ihm einen Etappensieg zu, in der zweiten Woche kann er etwas Besonderes schaffen. Er muss aber abwarten können und in der ersten Woche alles Schritt für Schritt angehen», meinte David Castera. Beifahrer Coma mit seiner Erfahrung von fünf Dakar-Gesamtsiegen auf dem Motorrad werde «ihm eine Menge helfen».
Alonso mag nicht zu den Topfavoriten zählen – Nasser Al-Attiyah aus Katar hingegen schon. Der Toyota-Pilot aus Katar sicherte sich 2011, 2015 und 2019 den Titel. «Ich weiß ganz genau, was auf mich wartet. Die Dünen sind sehr tückisch und ganz anders als jene in Südamerika», sagte Al-Attiyah. «Der Kurs liegt mir. Also denke ich schon, dass ich der Favorit bin.» Der 13-malige Gesamtsieger Stéphane Peterhansel (Frankreich) und der zweimalige Gesamtsieger Carlos Sainz (Spanien) peilen für X-Raid ebenfalls den Wüsten-Triumph an.
(dpa)