Berlin/Göttingen – Seit es fürs Fahrrad technische Hilfe bei der Navigation gibt, entdecken Radler bequem neue Wege – denn die Technik verirrt sich nicht so leicht wie der Mensch auf unbekanntem Terrain.
Grundsätzlich gibt es für Fahrradfahrer zwei verschiedene Möglichkeiten, sich technisch unterstützen zu lassen. Entweder, sie nutzen ein Navigationsprogramm das sie auf ihr Smartphone laden. Oder sie montieren ein Fahrrad-Navigationsgerät.
Zwei in eins mit dem Smartphone
«Für alltägliche Wege in der Stadt sind Smartphone-Apps in der Regel besser geeignet», sagt René Filippek vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Der Grund: Man müsse kein zusätzliches Gerät mitführen – denn die meisten Menschen haben ihr Telefon immer dabei.
«Apps greifen mittlerweile häufig auf eingespeiste Daten hunderter anderer Nutzer zu, das ist besonders in unbekannten Städten ein Vorteil», nennt David Koßmann vom Pressedienst Fahrrad (pd-f) weitere Vorteile. Außerdem seien Smartphone-Displays manchmal größer als die der Fahrrad-Navis. So lassen sich Kartendetails besser ablesen – jedoch fressen die leuchtenden Bildschirme auch jede Menge Strom.
Für Touren und Ausflüge empfiehlt sich ein Fahrrad-Navi
«Bei längeren Touren haben sie Vorteile, weil sie wetterfest sind, längere Akkulaufzeiten haben und oft bessere Möglichkeiten zur Planung der Tour bieten», sagt Filippek. Zudem werden sie immer mit einer Halterung ausgeliefert, die man sich fürs Handy ebenso wie spezielle Regenhüllen extra besorgen muss.
Die Geräte sind zudem stoßfester als viele Handys und dürfen aus Lenkerhöhe auch schon mal auf den Boden fallen. Ihre Displays sind anders als viele Handys auf den Outdoor-Einsatz vorbereitet. Spiegeln Smartphone-Oberflächen je nach Lichteinfall stark, sind viele der Navis mit sogenannten transflektiven Displays ausgestattet und lassen sich so noch in direktem Sonnenlicht gut ablesen.
Definierte Wegfindung
Das Fachmagazin «Bike Bild» (2/2019) nahm jüngst Modelle verschiedener Hersteller von 180 Euro bis 440 Euro unter die Lupe und weist auf weitere Unterschiede hin. So lassen sich an manchen Geräten auch Touren nicht nur durch Vorgabe von Ziel und Wegpunkten generieren, sondern auch in gewünschter Länge.
«Mit dem Rad möchte ich ganz andere Strecken fahren als mit dem Kfz und auch die Wahl haben zwischen kurzen, flachen und szenisch schönen Strecken», sagt David Koßmann.
Unterstützendes Tool bei langen Radtouren
Deshalb ist es besonders wichtig, dass Geräte und Software nicht nur den Unterschied zwischen verschiedenen Wegearten – Straße, Waldweg, Trail, Feldweg, geschottert oder asphaltiert – kennen. Sie sollten sie zur besseren Orientierung auch erkennbar auf dem Display abbilden. Zeigen die Geräte ein Höhenprofil an – umso besser. Teils lassen sich mit ihnen auch Rundreisen erstellen. Letztlich sollten auch die Abbiegehinweise eindeutig und gut wahrnehmbar sein.
An vielen Geräten lassen sich Strecken anhand von Adressen, Kartenpunkten und Koordinaten oder Points-of-Interest (POIs) berechnen. Das sind für Radler zum Beispiel Restaurants oder geeignete Unterkünfte, teils sind auch Läden mit Reparaturmöglichkeiten hinterlegt.
Die Planung bei langen Trips besser vom PC Zuhause
Für längere Trips rät Koßmann aber zur Routenkalkulation am heimischen Computer: «Ich mache das nur so, denn so weiß ich genau, was mich erwartet.» Man habe Streckenlänge und Höhenmeter besser im Blick. «Zudem lassen sich viele Straßen auf Google Earth auf ihren Zustand überprüfen» – was am Gerät selbst nicht geht. «Zur Planung gibt es von den Herstellern meist entsprechende Software, die vorher auf dem Computer installiert werden muss», sagt Filippek.
Längst auch verschmilzt die Technik miteinander. So kommunizieren Navi und Handy nicht nur miteinander, um neues Kartenmaterial per App aufs Gerät zu bekommen, das man vorher per Mobilfunkverbindung oder im WLAN heruntergeladen hat. Die Navis koppeln sich teils mit dem Smartphone, um auch Telefonanrufe und eingehende Nachrichten auf dem Display anzuzeigen.
Vergleichswerte für Sportler
Können die Geräte zudem mit Trittfrequenz- und weiteren Sensoren am Rad kommunizieren, bereiten sie Leistungsdaten auf, die wiederum in der Online-Community geteilt werden können – interessant für sportlich orientierte Radler zum Überwachen von Trainingseffekten.
Wer nur radwandern möchte, benötigt so etwas aber nicht – und freut sich womöglich mehr daran, auch mal unbekanntes Terrain zu ergründen.
(dpa/tmn)