50 Jahre VW «Kübelwagen»

New Orleans – In Amerika nennen sie den VW Typ 181 alle nur «The Thing». Denn gerade hier hat der legendäre «Kübelwagen» eine riesige Fangemeinde und steht seinen um ein Vielfaches erfolgreicheren Verwandten, dem Käfer und dem Bulli, in der Beliebtheit um nichts nach.

Während die Erinnerungen hierzulande eher mit der Bundeswehr oder dem Zivildienst beim Technischen Hilfswerk verbunden sind, war das kantige Cabrio mit dem Zeltdach für die Amerikaner immer die praktische Alternative zum Buggy und damit das ideale Auto für Beachboys und andere Hippies.

Nachfolger für Militär-Jeep gesucht

Begonnen hat die Geschichte nach Angaben der VW-Klassiksparte in Wolfsburg vor allem mit militärischen Überlegungen. Die Bundeswehr suchte einen Nachfolger für den DKW Munga. Weil das internationale Gemeinschaftsprojekt vom «Euro-Jeep» nicht über die Planungen hinauskam, sprang VW in die Bresche und hat aus dem Käfer mit kantigem Wellblech, halbhohen Türen und vier besseren Gartenstühlen vor exakt 50 Jahre den «Kurierwagen» gemacht.

Der wurde in Deutschland bis 1978 und in Mexiko für den US-Markt sogar noch zwei Jahre länger gebaut, bevor 1980 nach insgesamt 140 768 Exemplaren Schluss war. Das Auto sieht zwar nach Geländewagen aus und ist sich für kein Abenteuer zu schade. Doch zum richtigen Offroader fehlen ihm die Bodenfreiheit, die Untersetzung und vor allem der Allradantrieb. Doch die Bundeswehr greift zu und danach auch die Katastrophenschützer und Hilfsdienste.

Entspanntes Fahren mit dem Kübelwagen

Irgendwann findet der Typ 181 seinen Weg in die Zivilgesellschaft. Denn mit einem Grundpreis von 8500 D-Mark gehört er in den 1970ern zu den billigeren Spaßfahrzeugen. Spaß macht der Kübel noch immer. Jede Fahrt wird zu einem luftigen Road-Movie und der Boxersound aus dem Heck liefert die passende Musik dazu. Doch wer heute mit einem Kübelwagen unterwegs ist, wird automatisch zu einem ausgesprochen gelassenen und entspannten Autofahrer.

Selbst bei der Jubiläumstour durch die amerikanischen Südstaaten im Mutterland des Tempolimits kann man bei 32 kW/44 PS so ziemlich jede Geschwindigkeitsbeschränkung galant ignorieren. So fest man das Pedal auch ans Bodenblech heften mag und so laut der 1,6 Liter große Vierzylinder auch brabbelt, dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Tachonadel im spartanischen Cockpit mal auf 100 zittert. Bei spätestens 115 km/h ist ohnehin wieder Schluss.

Verdeck bleibt besser offen

Der Aufbau des Verdecks ist so mühsam und für die Fingernägel so gefährlich, dass man es lieber zusammengefaltet lässt. Zumal die riesige Kunstleder-Plane und die vier Steckscheiben ohnehin nur mäßigen Schutz vor Wind und Wetter bieten und es im geschlossenen Auto so laut wird, dass man kaum mehr sein eigenes Wort versteht.

Ein bisschen Leiden gehört im Kübelwagen zwar dazu, auch weil die Sitze nicht gerade orthopädisch sind und Beinfreiheit ein Fremdwort ist. Doch der Liebe für den kantigen Klassiker tut das keinen Abbruch. Nicht umsonst schätzt Kübel-Fan und -Fahrer Friedhelm Jakobs aus Bad Neuenahr-Ahrweiler den Bestand der aktiven Fahrzeuge in Deutschland noch immer auf rund 4000 Exemplare, und in den USA sind davon noch sehr viel mehr auf der Straße.

Die Käfer-Technik unter der rostanfälligen Karosserie ist schier unverwüstlich. Und zumindest die wichtigsten Ersatzteile sind in rauen Mengen verfügbar. Man findet auf den üblichen Internetseiten schon ab deutlich unter 10.000 Euro Autos. «Der Kübel ist das Billig-Cabrio schlechthin», urteilt auch der Kübel-Klub Deutschland in Essen. «Doch gibt es heute kaum mehr ein Exemplar, das nicht kräftig umgebaut wurde», sagt Jakobs – schließlich will in seiner Freizeit ja niemand mit einem Dienstwagen von Bundeswehr oder THW herumfahren.


(dpa/tmn)

(dpa)

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