Düsseldorf – In den Urlaub fahren, ohne auf die eigenen vier Wände zu verzichten: Das wollen mittlerweile immer mehr Bundesbürger. Deshalb dürften in diesem Jahr in Deutschland nach einer Prognose des Caravaning Industrie Verband (CIVD) mehr Reisemobile und Caravans verkauft werden als jemals zuvor.
Rund 70.000 Freizeitmobile werden in diesem Jahr in Deutschland wohl neu zugelassen werden, prognostiziert CIVD-Geschäftsführer Daniel Onggowinarso. Das sind noch einmal zehn Prozent mehr als im Vorjahr, als nach gut einem Vierteljahrhundert der bis dahin geltende Rekord aus dem Jahr 1991 übertroffen wurde.
Gründe für den Boom gebe es viele, betont Onggowinarso. Wichtigster Treiber der Entwicklung sei die demografische Entwicklung. Denn die Gruppe der Menschen über 50, die wichtigste Zielgruppe der Branche, wachse deutlich. Gleichzeitig sorge der Outdoor-Trend dafür, dass auch jüngere Familien das Caravaning wieder für sich entdeckten. Außerdem profitiere die Branche vom Niedrigzinsniveau und vom anhaltenden Wirtschaftswachstum in Deutschland.
Dabei ist Caravaning nicht billig. Der Durchschnittspreis für neue Reisemobile lag im vergangenen Jahr bei über 71.000 Euro. Für einen Caravan gaben die Käufer im Durchschnitt knapp 20.000 Euro aus.
Insgesamt sind laut CIVD in Deutschland mehr als 1,1 Millionen Reisemobile und Caravans angemeldet. Der Trend bei den Neuzulassungen geht zu eher kompakten Fahrzeugen, aber gleichzeitig zu immer mehr Komfort. So halten zunehmend elektronische Helfer Einzug in die Reisemobile. Das reicht von Rückfahrkameras und Caravan-Rangiersystemen bis hin zu Apps, die es erlauben, Füllstände von Batterien, Wassertanks und Gasversorgung problemlos zu kontrollieren. Zusätzliche Impulse erwarten die Reisemobil- und Caravan-Hersteller von der weltgrößten Branchenmesse, dem
Caravan Salon in Düsseldorf, der am 25. August seine Tore öffnet.
Nicht einmal der Diesel-Skandal konnte dem Reisemobil-Boom bisher etwas anhaben. Bei den Wohnmobilen ist der Selbstzünder weiter der Motor der Wahl. Elektrische Alternativen sucht man bislang weitestgehend vergeblich. Noch fehle es den alternativen Antrieben an Langstreckentauglichkeit und gerade die sei bei Reisemobilen ja gefragt, heißt es in der Branche.
Allerdings denken einzelne Hersteller darüber nach, die Reisemobile zumindest mit einem Hybrid-Antrieb auszustatten, der es den Fahrzeugen ermöglichen soll, zumindest einige Kilometer in der Stadt abgasfrei elektrisch zu fahren.
CIVD-Geschäftsführer Onggowinarso hält den Einfluss des Themas auf die Entwicklung im Reisemobilmarkt ohnehin für begrenzt. Bei den Neuzulassungen habe man vom Diesel-Skandal «nicht viel gemerkt», sagt er. Schließlich seien die Reisemobil-Fahrer ja auch eher in der Natur, als in den möglicherweise von Fahrverboten betroffenen Städten unterwegs.
Bislang lassen sich die Deutschen die Freude am Wohnmobil-Urlaub durch die Diesel-Debatte auf jeden Fall nicht verderben. Im Gegenteil: Der Verkaufsrekord in diesem Jahr werde noch nicht das letzte Wort sein, ist man in der Branche überzeugt. Auch 2019 rechnet der CVID mit einem neuen Verkaufsrekord bei Freizeitfahrzeugen.
(dpa)