Der 37. Bockhorner Oldtimermarkt beweist abermals, dass man nicht unbedingt des „rostigsten Hobbies der Welt“ frönen muss, um sich hier wohl zu fühlen. Gute Schuhe tun aber not: Das 180.000m² große Areal ist an einem Tag kaum zu bewältigen.
Es ist dieses entspannte, alles andere als abgehobene Flair, das den Reiz und auch den Erfolg vom Bockhorner Oldtimermarkt ausmacht. Und so flanierten am Wochenende vom 8. bis 10. Juni zahlreiche Besucher über die von Wallhecken eingefassten und Fahrzeuge aus Kindheit und Jugend- wieder zu entdecken: „Oh sieh mal, so eins hatten meine Eltern auch, damit sind wir damals ohne Kindersitz nach Italien in den Urlaub gefahren.“ Oder: „Genau die Farbe hatte das Auto unserer Nachbarn.“ oder: „Mit diesem Moped bin ich früher in die Disco gebrettert.“ Mobile Anlageobjekte die nur bei Sonnenschein die Garage verlassen, gab auch zu bewundern – doch waren sie erfreulicherweise in der absoluten Unterzahl.
Schrauber und Nachwuchs-Biker
Viel eher wird der Bockhorner Oldtimermarkt durch Individualisten geprägt, die ihren Veteranen als Daily Driver nutzen und anfallende Reparaturen häufig allein mit dem Bordwerkzeug vornehmen können. Zweite im hohen Norden stark vertretene Gruppe waren die Altblechfans, die ihren Ausgleich zum Job im Restaurieren von etwas Handfestem finden. Weiters trieb das breit gefächerte Angebot verschiedenster alter Dinge Spürnasen auf den Plan, die so manches dekorative Stück an einem der Stände auftun konnten. Zudem tummelten sich die jugendlichen Zweiradfreunde, die ihre ersten motorisierten Kilometer nicht auf einem asiatischen Baurmarkt-Roller zurücklegten, sondern auf Kreidler, Puch, Hercules, Zündapp, Simson oder Vespa setzten.
Abwechslungsreiches Programm beim Bockhorner Oldtimermarkt
Am Freitag konnten die Schnäppchen-Jäger auf die Suche nach raren Ersatzteilen gehen – aml mit Erfolg, mal ohne. Samstags liegt ausgelassene Stimmung in der Luft und manch ein Oldie Fahrer dreht eine Ehrenrunde bei der Suche nach dem besten Parkplatz für sein schmuckes Stück. Sonntag startete zum einen die von Uwe Quentmeier humorvoll und informativ kommentierte Friesland-Rallye, zum anderen lockt der Kofferraumverkauf. Der brachte nicht nur Schätze aus Garage und Dachboden zu Tage, sondern Privatanbietern auch die Möglichkeit, eine kleine Warenauswahl zu versilbern. Auf dem zusätzlichen Youngtimertreffen für Fahrzeuge bis Baujahr 1993 präsentieren sich die “Klassiker von Morgen”.
Chichi gibt’s beim Oldtimer-Treffen im Norden nicht
Nach all der Lauferei wird es irgendwann Zeit, sich kurz auszuruhen und frische Kräfte zu tanken für die nächsten Stunden der Sinnesschmeicheleien. Hierzu empfehlen sich die auf dem weitläufigen Gelände vom Bockhorner Oldtimermarkt verteilten Bier- und Kaffeegärten. Hummer und Schampus stehen nicht auf der Karte; Bodenständigkeit, Frische und Regionalität sind Trumpf. In der eigentümergeführten Gastronomie brutzeln frische Leckereien des Dorfmetzgers auf dem Holzkohlegrill. Leichtere Kost bietet der eigens frisch zubereitete Bauernsalat nach einem Hausrezept der Familie Ahlers, Kultstatus genießen aber der frisch vor Ort belegte Erdbeerkuchen, die Frühstücksbrötchen mit Himbeermarmelade und die Erbsensuppe.
Bockhorner Oldtimermarkt 2019 schon mal vormerken
Eine umfangreiche Auswahl an Kaltgetränken, handgefilterter Kaffee in historischen Tschibo-Tassen sowie Kuchen und Brötchen aus der benachbarten Bäckerei nebenan runden den kulinarischen Ausflug ab. Der kultur- und technikhistorische sollte auch einen Abstecher auf das Campingareal im nördlichen Teil des Areal enthalten. Betagte Caravans, Lastwagen, Wohnmobile und -busse wurden hier nicht nur ausgestellt, sondern auch mit Leben gefüllt. Vielerorts ließen es zudem stilechtes Campingzubehör wie passende Gartenmöbel, Sonnenschirme, Picknickkörbe sowie andere nostalgische Details den damaligen Zeitgeist wiederaufleben. Fazit: Mal wieder rundum gelungene Veranstaltung, zum Bockhorner Oldtimermarkt 2019 kommen wir gerne wieder.
Bilder: ©Arild Eichbaum