Der Weg zum eigenen Wohnmobil

Frankfurt/Main – Ein Abendessen an der Steilküste oder ein Frühstück vor Alpenpanorama – solche Bilder haben viele beim Gedanken an Urlaub im Wohnmobil vor Augen. Und praktischerweise hat man dabei den Hausstand gleich dabei. Das zieht immer mehr Urlauber an.

«Ein Ende des Booms ist nicht abzusehen», sagt Daniel Rätz vom Caravaning Industrie Verband (CIVD). «Wir verzeichneten 2017 das siebte Rekordjahr in Folge.» Wer nun selbst so auf Tour gehen will, hat grundsätzlich die Wahl zwischen den sogenannten teilintegrierten oder integrierten Wohnmobilen. Den Ausschlag für den einen oder anderen Typ gibt dabei der eigene Geldbeutel. Was ist zu beachten?

Bei den teilintegrierten Mobilen bildet das Chassis von Fahrzeugen wie etwa Fiat Ducato, Citroën Jumpy oder Ford Transit die Basis. Dank einer Fahrer- und Wohnkabine samt aufgesetztem Dach mit Schlafeinheit wird das eigentliche leichte Nutzfahrzeug in ein Wohnmobil verwandelt, das auch über eine Dusche und Toilette verfügt.

Am häufigsten unter den Teilintegrierten ist das Alkovenmodell, sagt Marketingleiter Helge Vester vom Hersteller Dethleffs. Aufgrund der Form mit einer Spitze über dem Fahrerhaus wird diese Baureihe auch zärtlich «Nasenbär» genannt. Diese Nase bietet bis zu zwei Personen Platz zum Schlafen und nimmt im eigentlichen Wohnraum keinen zusätzlichen Platz weg. Je nach Ausbau können aber bis zu drei Personen sich auch im Erdgeschoss zur Ruhe betten, wenn der Tisch und die Sitzgelegenheiten zu Schlafstätten umfunktioniert werden.

Die Königsklasse bilden die integrierten Reisemobile. Diese haben zwar auch einen Fiat oder Citroen unter Motorhaube, verfügen aber über einen eigenen Aufbau. Welches Modell besser zu welchem Kunden passt, entscheidet die jeweilige Finanzlage. «Integrierte Wohnmobile sind rund 10 000 Euro teurer als teilintegrierte», sagt Manuel Wendt, Geschäftsführer von Wendt Caravan. Die Vorteile der integrierten Modelle: «Sie sind besser isoliert im vorderen Bereich und besitzen eine große Panoramascheibe sowie eine breitere Sichtachse. Somit entsteht eine schönere Atmosphäre.»

Ob integriert oder teilintegriert, die Klientel hat gewisse Vorlieben. «Der Einzelbettengrundriss mit einem Fahrzeug mit 7,40 Metern Länge und Raumbad wird am meisten gewählt», sagt Wendt. Auch bei Dethleffs ist dieser Grundriss beliebt.

Das Durchschnittsalter der Kunden hat im Laufe der Jahre abgenommen. Familien treffe man aber aufgrund von Preisen über 60 000 Euro eher selten an. Waren es früher viele Pensionäre, bei denen die Lebensversicherung ausbezahlt wurde oder die ihr Haus gegen eine Eigentumswohnung getauscht hatten, so gehe es heute ab 50 Jahren aufwärts los. «Das Reisemobil ist als Urlaubsform in der Gesellschaft angekommen, die Kunden sind heute jünger», sagt Vester.

Ein gebrauchtes Mobil könnte zwar theoretisch den Einstieg erleichtern. Doch der Boom der letzten Jahre hat auch hier Spuren hinterlassen. «Der Gebrauchtwagenmarkt ist fast leer. Die Nachfrage lässt die Preise steigen. Der Preissprung zwischen Neuwagen und Gebrauchten ist nicht so groß», sagt Wendt.

Vor dem Kauf sollte man sich nicht nur über die richtige Länge und das Gewicht Gedanken machen, sondern auch über die wichtigen Sicherheitsausstattungen von ABS bis zum Berganfahrassistenten. Gibt der Geldbeutel dann noch etwas her, rät der ADAC nicht nur zu Markise und Fliegenschutz für die Eingangstür. «Die Frischwasser- und Abwassertanks sollten möglichst groß sein und die Autobatterie über genügend Kapazität verfügen», sagt Marion-Maxi Hartung, Sprecherin der ADAC SE. Je nach Typ und individuellem Anspruch sei auch über die Qualität der Matratzen sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen, Fahrradträger, Dunstabzug oder SAT-Anlage nachzudenken.

Weiterhin gilt es, den Betten und der Einrichtung Aufmerksamkeit zu schenken, damit der Alltag im Wohnmobil keine Schwierigkeiten bereitet. «Die Höhe im Alkoven und allgemein über Betten muss mindestens 60 Zentimeter betragen», sagt Hartung.

Ein Doppelbett sei besser mindestens 190 mal 135 cm groß, rät Hartung. «Alle Kanten sollten abgerundet oder gepolstert sein.» Sie empfiehlt zudem große Dachfenster für ein behagliches Raumklima. Auch sollten die Staufächer und Schränke gut belüftet sein, damit die Anziehsachen nicht anfangen zu müffeln – und so das Flair der großen Freiheit beim Abendessen an der Steilküste stören.

Benziner oder Diesel – Was ist angesagt beim Wohnmobil?

Die Diskussion um Fahrverbote für Dieselfahrzeuge spielt im Bereich der Wohnmobile so gut wie keine Rolle. «Die Nutzung der Wohnmobile unterscheidet sich von denen der Pkw. Die Leute wollen mit ihren Wohnmobilen raus aus den Städten», sagt Daniel Rätz vom Caravaning Industrie Verband (CIVD).

So erfüllen zwar die neuen Modelle bereits die Norm Euro 6, aber die älteren Fahrzeuge haben zum Teil auch eine rote Plakette an ihrer Windschutzscheibe kleben.

Neben der Wirtschaftlichkeit beim Tanken fehlt Benzinern laut Helge Vester vom Hersteller Dethleffs zudem der Fahrspaß, da sie nicht über das Drehmoment wie die Selbstzünder verfügen.


(dpa/tmn)

(dpa)

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