Was einen Roadster ausmacht

Köln – Schlängelt sich die Straße in engen Kurven den Berg hinauf, schlagen viele Autofahrer die Hände über dem Kopf zusammen. Doch Roadster-Fahrer sind hier in ihrem Element: Sie genießen nicht nur jede Kurvenwindung, sondern auch den Wind in den Haaren.

Die offenen Zweisitzer haben eine lange Tradition – schon die allerersten Autos verzichteten auf ein Dach und setzten die Passagiere der Natur aus. Damals freilich noch aus Mangel an technischen Lösungen, heute aber ganz bewusst.

Einst wurde das Auto zur Personenbeförderungen entwickelt und nicht, um seinem Besitzer Fahrspaß zu bereiten. Roadster wie der erste Ford Thunderbird verkehrten das ins Gegenteil: Sie boten mehr Fahrspaß als reinen Nutzen. «Mit offenen Roadstern genießen die Besitzer die Fahrt, stellen sich aber auch gerne zur Schau», sagt Design-Professor Paolo Tumminelli von der Technischen Hochschule Köln.

Im Gegensatz zu Cabrios besitzen Roadster nur zwei Sitzplätze und sind spartanischer ausgestattet. «Ein Cabrio basiert auf einem komfortablen Coupé, nur mit Faltdach, das geöffnet werden kann», sagt Tumminelli. Im Gegensatz dazu ist ein Roadster ein offener Sportwagen, dessen Stoffdach eine Notlösung darstellt – zumindest bei frühen Modellen. «Es waren offene Sportwagen, die offen gefahren wurden», erklärt Tumminelli. Die Fahrer waren hart im Nehmen: Mützen und Lammfelljacken schützten sie nur rudimentär vor Regen oder Kälte.

Heutige Roadster bieten dagegen den Komfort von Cabrios, unterscheiden sich bei der Ausstattung kaum. Isolierte Faltdächer schützen die Insassen auch im Winter vor Kälte. Einziger Unterschied: Roadster bieten nach wie vor nur zwei Sitze, höchsten noch Notsitze für Kinder, Cabrios haben vier oder fünf Sitzplätze. «Roadster eignen sich mehr für Singles, denen es auf möglichst viel Fahrspaß ankommt, die nicht viel Wert auf Platz und Komfort legen», sagt Prof. Tumminelli. Ein Cabrio bietet dem Kunden unter rationalen und funktionalen Gesichtspunkten mehr: etwa die zweite Sitzreihe, mehr Ablagemöglichkeiten oder einen größeren Kofferraum.

Zu den typischen Designelementen des Roadsters gehören eine lange Motorhaube, die weit hinten sitzende Fahrgastzelle sowie ein kurzes Heck. Unter anderem dadurch fahren sich Roadster sehr sportlich. «Ein Roadster zeichnet sich aus durch eine hohe Emotionalität und sein agiles, offenes Fahrvergnügen», sagt Christian Früh, Chefingenieur vom Mercedes SL und SLC. Diese Fahrzeuggattung eigne sich deshalb für alle, die hohen Wert auf Fahrspaß legen. Im Gegensatz zu vielen anderen Roadstern setzt der zweisitzige SLC nicht auf ein Stoffdach, sondern auf ein klappbares Hardtop. Dadurch soll Fahrspaß mit ganzjähriger Alltagstauglichkeit und hohem Fahrkomfort kombinieren.

«Viele Kunden gönnen sich einen Roadster wie den BMW Z4 als Belohnung, als Fahrmaschine zur reinen Fahrfreude. Im Haushalt eines Besitzers stehen deshalb auch meistens mehrere Fahrzeuge», sagt Andreas Ederer, Produktmanager des BMW Z4. Für die Besitzer gehe es wirklich ums Fahren, bei ihnen sei der Weg das Ziel. «In keinem anderen Auto ist man der Umgebung so nah, ähnlich einem Motorrad. Der Roadster vermittelt ein Gefühl der Freiheit und ist gerade deshalb sehr modern. Es geht um das Naturerlebnis und die Dynamik des Fahrzeuges», sagt Ederer. Im Gegensatz zum Cabrio wiegt ein Roadster weniger, fährt sich dadurch dynamischer. Das Fahrerlebnis wird so intensiver. «Den Roadster gönne ich mir in erster Linie für mich selbst. Das Cabrio gönne ich meiner Familie und mir», so Ederer.

Prof. Stefan Bratzel sieht das Besondere am Roadster ebenso im Fahrverhalten. «Die kleinen, leichten Roadster mit der niedrigen Sitzposition vermitteln ein sportliches Fahrgefühl», sagt der Direktor des Center of Automotive Management an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach. Typische Roadsterfahrer wählten die Fahrzeuggattung, weil sie Fahrspaß wollen und nicht bloß ein reines Transportmittel für den Weg von A nach B. «Roadster sind kein Verkehrsmittel, wenn es um reine Funktionalität gehen soll», sagt Prof. Bratzel.

Kunden entschieden sich bewusst fürs offene Auto mit weniger Platz, um mehr Gefühl für die Umgebung und die Straße zu bekommen. Der Absatz sei vergleichsweise niedrig. «Die Hersteller müssen in diesem kleinen Segment genau kalkulieren, ob es genügend Kunden gibt und ihre Fahrzeuge genau positionieren», erklärt Bratzel. Der Mazda MX-5 stehe etwa für günstige Roadster, der BMW Z4 für das Premiumsegment.

Acht Roadster für die Saison 2018

– Alfa Romeo 4C Spider: Der kleine und leichte Zweisitzer wiegt unter einer Tonne, leistet 177 kW/240 PS und kostet mindestens 89.000 Euro.

– Audi TT: Der Roadster wird seit 1999 verkauft. Seit 2014 steht das aktuelle Modell auf den Rädern. Die Motoren reichen von 132 kW/180 PS bis 228 kW/310 PS. Der offene Zweisitzer kostet ab 36.150 Euro.

– BMW Z4: 1995 stellte BMW den Z3 vor, der Z4 folgte 2002. Derzeit wird kein Modell angeboten, doch der nächste Z4 steht in den Startlöchern und soll noch 2018 auf den Markt kommen.

– Fiat 124 Spider: Die italienische Antwort auf den Mazda MX-5. Der Roadster teilt sich mit dem Mazda Plattform und Cockpit und wird auch im japanischen Mazda-Werk gebaut – zu Preisen ab 24.990 Euro.

– Mazda MX-5: Seit 1989 verkauft Mazda den MX-5 und ließ damals mit dem Modell eine nahezu untergegangene Fahrzeuggattung neu aufleben. Mit über einer Million Fahrzeuge ist er der meistverkaufte Roadster der Welt. Er ist ab 22.990 Euro zu haben.

– Mercedes SLC: Heißt erst seit 2016 so – vorher SLK. Geblieben ist das klappbare Hardtop, mit dem der Roadster (ab 35.348 Euro) wintertauglich ist.

– Nissan 370Z: Seine lange Haube, der Hinterradantrieb und 241 kW/328 PS machen den Roadster, der mindestens 40.130 Euro kostet, zum klassischen Kurvenräuber.

– Smart Fortwo Cabrio: Nur 2,70 Meter in der Länge misst der wahrscheinlich kürzeste Roadster der Welt. Kostenpunkt: ab 14.425 Euro.


(dpa/tmn)

(dpa)

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