Nairobi/Ingolstadt – Rallyefahrer Hannu Mikkola hat 1987 auf einem Audi 200 die Safari-Rallye gewonnen. Und Audi damit einen wichtigen Image-Schub gegeben, sagt Thomas Frank, der die Traditionsabteilung des bayerischen Herstellers leitet.
«Auf dem geplanten Weg in die Oberklasse, weg von der umhäkelten Klorolle auf der Hutablage hin zur Premiummarke, war das ein wichtiger Schritt», sagt Thomas Frank.
Zwar haben die Bayern mit ihren Sport-Quattros schon vorher die Rallyepisten dominiert. Doch in der Serie galten ihre Autos als Spießer, die lange nicht so dynamisch waren wie die Konkurrenzmodelle von BMW und beim Luxus nicht mit einem Mercedes mithalten konnten.
Bis der 200er kam. Denn die 1983 erstmals gezeigte Limousine gab es auch als Quattro 20V. Der 2,2 Liter große Fünfzylinder beschleunigte den Wagen mit seinen 162 kW/220 PS auf bis zu 242 km/h. «Das machte den Audi 200 zum weltweit schnellsten Viertürer seiner Zeit und brachte ihm Ehrentitel wie Ferrari für Familienväter ein», sagt Kober. Allerdings war auch der Preis beinahe eines Ferraris würdig. Denn Audi verlangte damals für das Flaggschiff 74 500 D-Mark und war so zumindest finanziell längst in der Oberklasse angekommen.
«Der 200er war das schnellste und stabilste Auto, das wir damals hatten. Perfekt also als Basis für einen Rallyewagen», erinnert sich Dieter Basche, der seinerzeit den Bau der Rennwagen verantwortet hat und von einem Jahr aufs nächste einen Ersatz für die Quattros aus der aufgelösten «Gruppe B» finden musste.
«Uns Fahrern erschien die Limousine anfangs jedoch alles andere als geeignet», räumt Mikkola bei einem Wiedersehen mit dem Auto ein. Selbst wenn er mit Blick auf die hübschen Türtafeln und die edlen Zierkonsolen im Cockpit noch nie so einen edel ausgeschlagenen Rallye-Wagen hatte. Mit ihren 1500 Kilo viel zu schwer, mit 4,80 Metern zu lang und insgesamt zu ungelenk sei die Direktionslimousine gewesen, als dass man damit einen Blumentopf gewinnen könnte. Das hatte der Finne befürchtet und sich auf den 4000 Kilometern durch Kenia selbst eines besseren belehrt: «Immer schön den Schwung halten und nie aus dem Flow kommen», verrät er das Rezept eines Erfolges, an den damals so recht keiner glauben wollte.
Der Sieg in Nairobi ist jetzt über 30 Jahre her, doch in der Fan-Gemeinde ist er unvergessen. «Der Audi 200 Quattro Safari ist ein besonderes Auto. Er symbolisiert zum einen den siegreichen Abschluss der hochemotionalen Rallye-Geschichte des Unternehmens», sagt Timo Witt, bei Audi Tradition Leiter der historischen Fahrzeug-Sammlung. «Andererseits ist das Auto auch in unserer Sammlung sehr speziell, weil es ein Einzelstück ist, unrestauriert und sogar noch mit den Originalaufklebern der Safari-Rallye von damals versehen.»
Aber weil die Fanbasis groß ist und der 200er nach dem Ende seiner Produktion 1990 schnell im Preis gefallen ist, hat er auch bei Sammlern einen hohen Stellenwert, heißt es beim Verein Freunde des Audi Typ 44. Und das Topmodell ist schwer zu bekommen: «Gerade diese Autos sind – leider – mittlerweile auch bekannt dafür, dass sie eine recht ordentliche Motorleistung im Serienzustand haben, die vergleichsweise günstig für den Endanwender durch ein paar Chips auf bis zu 280 PS gesteigert werden kann», schreiben die Fans in der Kaufberatung auf ihrer Website. Eher selten sei dann auf einen einwandfreien Zustand der Gesamthardware geachtet worden. Das Angebot sei ohnehin wegen der einst überschaubaren Produktionszahlen heute recht dünn.
«Gute Audi 200 befinden sich inzwischen in Liebhaberhand und werden selten weggegeben, schon gar nicht unter Wert», schreibt der Oldtimer-Experte und Buchautor Haiko Prengel. «Für 4000 bis 6000 Euro gibt es bereits ordentliche Exemplare.» Nur die Quattro 20V seien teurer und kaum unter 10 000 Euro zu haben, sagt Prengel.
(dpa/tmn)