München – Jeder Automotor klingt anders. Ganz gleich, ob Diesel oder Benziner, Hybrid oder Elektro. Mehr Volumen pro Zylinder lassen den Motor, je nach Auspuff, satter klingen, V8 blubbern satt, Turbomotoren zwitschern beim Ablassen des Abgasdrucks.
BMW setzt für jeden Fahrzeugtyp speziell abgestimmte Abgasanlagen ein, um eine gezielte akustische Auslegung zu erhalten. «Die Auslegung soll komfortabel im unteren Drehzahlbereich klingen und kräftig, dynamisch, sportlich im mittleren und oberen Drehzahlbereich», sagt Christian Stempel, Leiter Entwicklung Luftschallakustik, Sound Design und Aeroakustik bei BMW.
Grundlage für den Klang des Auspuffs bildet die Abstimmung des Verbrennungsmotors in Kombination mit ihm. «Ein guter Motorsound zeichnet sich durch eine ausgewogene Abstimmung aller Soundquellen aus, dazu zählen Ansaug- und Abgasmündung sowie die Motormechanik», sagt Michael Pfadenhauer, Leiter Schwingungen und Akustik bei Porsche. Für jedes Modell setzen die Soundingenieure eigene Schwerpunkte, jedoch mit einer für den Hersteller typischen Charakteristik. «Der Motorklang bietet eine akustische Rückmeldung über das Leistungsvermögen des Fahrzeugs – und zwar emotional.»
Die Soundentwicklung beginnt schon in der Frühphase mit Simulationen, lange bevor die ersten Prototypen verfügbar sind. «Mit Hilfe der Simulationen kann der Sound von Ansaug- und Abgasmündung berechnet und hörbar gemacht werden», sagt Pfadenhauer. «Auf dieser Basis werden erste Prototypen von Abgas- und Ansauganlagen aufgebaut und deren Sound am realen Fahrzeug beurteilt».
Dafür sei je nach Fahrzustand die Ausprägung und Intensität wichtig. «Bei niedriger Last und Drehzahl soll ein komfortables Fahren möglich sein.» Bei dynamischer Fahrt mit hoher Last und Drehzahl mache eine intensive Rückmeldung über den Sound die Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs erlebbar.
Damit der Motor- und Abgassound für die Insassen erlebbar wird und andere Verkehrsteilnehmer nicht nervt, übertragen zum Teil sogenannte Soundsymposer im Innenraum den Klang des Ansauggeräuschs. Durch eine Anregung der Karosseriestruktur mittels eines elektronischen Umwandlers oder einer Unterstützung durch die Audioanlage lässt sich ein künstlicher Sound erzeugen.
Bei älteren Autos lässt sich der Klang am einfachsten über Sportabgasanlagen ändern. Die preiswerte Nachrüstlösung ist ein Sport-Endschalldämpfer, auch Austausch-Schalldämpfer genannt, sagt Harald Schmidtke, Geschäftsführer des Verbandes der Automobil Tuner (VDAT). Die Variante mit mehr Soundmöglichkeiten sei die Komplettanlage.
Der nachträgliche Einbau sogenannter Soundaktuatoren ändert ebenfalls den Klang. Diese Geräte ermöglichen innerhalb der zulässigen Geräuschgrenzwerte verschiedene Soundeinstellungen. «Unseres Wissens gibt es aber nur ein System mit den erforderlichen Prüfzeugnissen für den Aftermarkt», sagt Schmidtke. Die aktiven Sound Booster beinhalten Steuergerät und Soundaktuatoren, in denen spezielle Lautsprecher den gewünschten Abgassound erzeugen.
«Austausch-Schalldämpfer gehören zu den europäisch harmonisierten Produkten», sagt Schmidtke. Geprüfte Anlagen hätten eine EG-Genehmigung und seien an einem Typschild mit E-Kennzeichnung zu erkennen. Anlagen für ältere Fahrzeuge seien durchaus noch mit den nationalen Prüfzeugnissen ABE oder Teilegutachten im Markt.
Er empfiehlt, beim Kauf auf die Zulässigkeit des Bauteils für den spezifischen Fahrzeug- und Motortyp zu achten, sonst gebe es bei einer Überprüfung Probleme. Vincenzo Lucà vom Tüv Süd rät, daneben auch auf eine korrekte Montage zu achten. Bei tiefergelegten Fahrzeugen sei besondere Vorsicht geboten, da die Anlage unter Umständen am Boden oder Fahrzeug anschlagen könne.
(dpa/tmn)