Valencia – Das Wunderkind bastelt weiter an seiner Bilderbuch-Karriere. Mit nur 24 Jahren ist Marc Marquez zum sechsten Mal Motorrad-Weltmeister – und zum vierten Mal davon in der Königsklasse MotoGP.
Das hatten Experten vor der Saison so vorausgesagt, doch dass es erst wortwörtlich in den letzten Runden tatsächlich Realität wurde, hatte niemand erwartet. Ducati-Pilot Andrea Dovizioso hielt das Titelrennen bis zum Finale in Valencia offen.
Und forderte damit Marquez heraus. Beim Titelverteidiger war plötzlich Nervenstärke gefragt. Die hatte der Honda-Pilot in seiner Laufbahn eher selten gebraucht. Da konnte er sich auf sein überragendes fahrerisches Talent verlassen und die jugendliche Unbekümmertheit. Draufgänger Marquez war es früher völlig egal, ob er von der Pole Position oder als Letzter an den Start gehen musste. Er fuhr ohne Rücksicht auf Verluste – sehr zum Ärger der Konkurrenten. Das war der alte Marquez.
In dieser Saison lernte man den neuen Marquez kennen. Er war nicht der Souverän, der sich schon vier Rennen vor dem Finale den Goldhelm aufsetzen konnte. Der Spanier musste kämpfen – mit sich und seiner Honda, die nicht mehr schier unschlagbar war. Dieser Kampf zeigte die Verwundbarkeit des nur 1,68 Meter großen Rennfahrers. Unglaubliche 27 Mal machte Marquez in diesem Jahr unfreiwillige Bekanntschaft mit dem Asphalt beziehungsweise den Kiesbetten. Allein in Barcelona hatte er fünf Abflüge. Allerdings zumeist in den Trainingssitzungen. Lediglich in Silverstone schied er nach einem Sturz vorzeitig aus. Und um ein Haar wäre auch in Valencia eher als gedacht Schluss gewesen. Doch mit einer unglaublich artistischen Aktion verhinderte er im Rennen den Sturz und krönte sich damit.
Der neuer Marquez ist auch nicht mehr der dünnhäutige Querkopf, der respektlos die Konkurrenz ignoriert. Er ist weiter gereift, akzeptiert Erfolge der anderen und gibt sich den Medien gegenüber offener. «Ich habe sehr klare Ideen, aber nie welche, die man nicht ändern kann. Ich versuche, nicht stur zu sein. Ich höre gerne auf andere», sagte er einmal. Kurzum: Marquez ist 2017 ein würdiger MotoGP-Champion. Was die Prognose für die Zukunft einfach macht. Bleibt er gesund und lernt weiter, könnte die Königsklasse der Motorrad-Weltmeisterschaft auf Dauer langweilig werden.
(dpa)