Die urbanen Straßennetze stehen vor einem großen Wandel. In einer neuen Verkehrsstudie entwerfen Experten Mobilitäts-Szenarien für das Jahr 2030 und sprechen autonom fahrenden Taxen, den sogenannten "Robocabs", eine wachsende Rolle zu. Viele Menschen könnten den Dienst unbemannter Droschken in Anspruch nehmen, vor allem weil sie um 60 Prozent preiswerter sind als herkömmliche Taxis.
Die Roland Berger-Studie "Urbane Mobilität 2030: Zwischen Anarchie und Hypereffizienz" wurde in Zusammenarbeit mit dem Auto Club Europa (ACE) entwickelt und durch den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) unterstützt. Dabei gaben Experten aus der Automobilindustrie, von öffentlichen Verkehrsbetrieben und Wissenschaftler Auskunft. Bereits heute sollten Städte die Weichen stellen für ein zukunftsfestes Verkehrssystem, raten die Sachverständigen.
Im internationalen Vergleich hätten die Verantwortlichen in Deutschland ihre Hausaufgaben hinsichtlich Infrastruktur, Technologie, Digitalisierung und rechtliche Rahmenbedingungen bereits gut erledigt, sagen viele der Befragten. "Diese Bewertung zeigt, dass in Deutschland wichtige Voraussetzungen für eine moderne und intelligente Mobilität vorhanden sind", so Roland Berger-Partner Torsten Henzelmann. "Allerdings fehlen noch durchdachte Gesamtkonzepte, um integrierte Verkehrssysteme in den Städten zu entwickeln." Daran sollten vor allem Ballungszentren schnell arbeiten, um eine Verkehrsanarchie zu vermeiden.
Vor allem beim autonomen Fahren nimmt Deutschland derzeit die Rolle eines technologischen Pioniers ein, denn das Land verfügt über ein großes technisches Know-how. Der prognostizierte Erfolg der Taxi-Roboter könnte aber auch Schattenseiten haben: "Wenn viele Nutzer auf Robocabs umsteigen, weil sie so günstig und bequem sind, würde diese Entwicklung die städtische Verkehrslage weiter belasten", erläutert Roland Berger-Partner Tobias Schönberg.
Für die Entwicklung der urbanen Mobilität sehen die Experten mehrere mögliche Szenarien: von der Verkehrsanarchie über die vernetzte Individualität bis hin zur maximalen Auslastung des öffentlichen Verkehrssystems. Doch der Idealzustand wäre die sogenannte "Hypereffizienz". "In diesem Szenario sind alle relevanten Einzelsysteme – Robocabs, öffentliche Verkehrsmittel und weitere Car- und Bikesharing-Angebote – miteinander vernetzt und das gesamte Verkehrssystem wird datenbasiert aktiv gesteuert", erklärt Torsten Henzelmann. "Dies setzt voraus, dass die Verkehrsinfrastruktur der Städte für den Mischverkehr aus autonomen und konventionellen Fahrzeugen optimiert ist." Zwei alternative Strategien kristallisierten sich nun heraus: Entweder die Integration der einzelnen Systeme zu einem vernetzen Gesamtsystem oder die Optimierung öffentlicher Verkehrsmittel, um den Individualverkehr "klein zu konkurrieren".
(dpa)