Hockenheim – Mattias Ekström gilt nicht nur als begnadeter Rennfahrer, sondern auch als gewiefter Geschäftsmann. Und der Audi-Pilot wäre nicht der erste Sportler, der versucht, seinen Erfolg zu versilbern.
Nun geht der Schwede als Führender der Gesamtwertung und Titelfavorit ins DTM-Saisonfinale in Hockenheim. Sein Audi-Vertrag läuft aus, doch anstatt über eine Verlängerung zu sprechen, kokettiert der 39-Jährige zumindest öffentlich lieber mit einem Rücktritt.
«Irgendwann hat jede Geschichte einen Schluss. Diese Überlegungen habe ich schon lange. Einen Punkt für ein gutes Ende zu finden, ist auch eine Kunst», sagte der Topfavorit. Momentan denke er aber nur bis zum letzten Saisonrennen am Sonntag (15.10 Uhr/ARD).
Ekström nimmt damit auch Spekulationen aus dem Umfeld der Rennserie auf. Die Frage lautet: Könnte es im fortgeschrittenen Rennfahreralter von fast 40 einen besseren Zeitpunkt für den Ausstieg als das kommende Wochenende geben, wenn Ekström vielleicht seinen dritten DTM-Titel holt? Zehn Jahre nach seinem zweiten Titel 2007?
Bei einem Vorsprung von 21 Punkten auf den Markenkollegen René Rast aus Minden könnte der «alte» Schwede schon im ersten Rennen am Samstag (14.45 Uhr/ARD) den Gesamtsieg perfekt machen. Und sich bei einem Abschied von der DTM künftig voll auf sein zweites Standbein Rallycross konzentrieren. Dort war er 2016 Weltmeister.
Diese Geschichte könnte aber auch anders weitergehen. Denn nach dpa-Informationen wird Audi seinem Star, der schon jetzt zu den am bestbezahlten Piloten der DTM gehört, ein neues Vertragsangebot vorlegen – im Falle des Titelgewinns ein höher dotiertes. Ekströms Rücktrittsdrohung wäre dann nur der Versuch, den Preis hochzutreiben.
Denn mit dem Schweden würde die DTM einen ihrer wenigen echten Typen behalten. Einen, der harte Zweikämpfe liebt, mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg hält – und Audi Aufmerksamkeit garantiert. Der dritte DTM-Titel für ihn wäre zugleich der erste für den Hersteller seit 2013. Ohnehin ist es sehr wahrscheinlich, dass der Gesamtsieg nach Ingolstadt geht. Denn hinter Ekström (172 Punkte) und Rast (151) folgen in der Fahrerwertung im Engländer Jamie Green (137) und Mike Rockenfeller (134) zwei weitere Ringe-Fahrer.
Das weiß auch der Vorjahressieger Marco Wittmann (134), der im BMW auf Rang fünf folgt und die Titelverteidigung schon fast abgeschrieben hat. Mit 38 Zählern Rückstand «braucht man ein Wunder, um noch etwas drehen zu können», erklärte der Franke aus Fürth.
Ekström ist dennoch bewusst, dass er sein ganzes Können aufbieten muss, um wirklich zu triumphieren. «21 Punkte Vorsprung klingt viel. Ich weiß aber auch, wie schnell der verschwinden kann», betonte Ekström, der 2001 in die DTM einstieg. Fährt er nach 2004 und 2007 tatsächlich seinen dritten DTM-Titel ein, ist er nach Klaus Ludwig (45 Jahre), Bernd Schneider (42) und Hans-Joachim Stuck (39) der viertälteste Pilot, dem die Meisterschaft gelang.
(dpa)